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Russiche Tragödie: Schon 43 Tote wurden im Kohlebergwerk "Raspadskaja" in Sibirien geborgen.

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Kremlchef Medwedew besuchte am Montag verletzte Bergleute, die in eine Moskauer Klinik geflogen worden waren.

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Bei einer verzweifelten Rettungsaktion waren viele Retter selbst verschüttet worden.

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 Bangende Angehörige: "Sagt uns endlich die Wahrheit!"

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Moskau - Fünf Tage nach dem Grubenunglück in Sibirien besteht kaum noch Hoffnung auf eine Rettung der 24 noch vermissten Bergleute. Am Donnerstag wurden die Such-Bemühungen unterbrochen, weil es erneut die Sorge vor Explosionen unter Tage gab. Bislang wurden 66 Kumpel tot geborgen.

Zivilschutzminister Sergej Schoigu hatte bereits am Montag gesagt, dass es "wenig Hoffnung auf Überlebende" gebe. Am Montag waren in der Grube im Kohlebecken Kusbass bereits 32 Tote und mindestens 60 Verletzte gemeldet worden.

Ex-Kremlchef Putin hält zu Eile an

Der russische Regierungschef Wladimir Putin traf in der Früh am Unglücksort rund 3500 Kilometer östlich von Moskau ein. Im Gespräch mit Mitgliedern des örtlichen Krisenstabs trieb der frühere Kremlchef die Rettungskräfte zur Eile an. Danach besuchte Putin im Krankenhaus der Stadt Nowokuznetsk sechs Bergleute, die bei den Explosionen Verbrennungen und eine Rauchvergiftung erlitten hatten. Bei einem Treffen mit Angehörigen sprach Putin erneut von einem "tragischen" Unglück. "Worte können Ihnen den Schmerz nicht nehmen", sagte der Regierungschef. "Ich will Ihnen aber versichern, dass der Staat an Ihrer Seite ist und Sie unbürokratisch unterstützen wird."

Viele der bisher geborgenen Leichen waren Rettungskräfte. Sie hatten die etwa 60 Bergleute am Wochenende retten wollen. Die Helfer waren aber bei einer zweiten Explosion selbst verschüttet worden. Die Rettung der Bergleute sei "außerordentlich schwer", räumte Kremlchef Dmitri Medwedew am Montag beim Besuch von vier Verletzten ein, die in eine Moskauer Klinik geflogen worden waren. "Wir setzen aber die Suche fort, bis wir die ganze Wahrheit kennen", sagte der Präsident kämpferisch. Etwa 700 Helfer waren im Einsatz. Bei dem Unglück waren auch etwa 60 Bergleute verletzt worden.

"Unseren Männern geht doch in dem Schacht die Luft aus. Sagen Sie uns endlich die Wahrheit!", schrie eine Angehörige an der Unglücksstelle. Nach Angaben von Minister Schoigu stellten Helfer in der Nacht zum Montag wieder die Belüftung und die Stromversorgung in dem 37 Jahre alten Kohlebergwerk her. Wegen der hohen Methangas-Konzentration in dem Schacht waren am Sonntag, als Russland landesweit den Tag des Sieges über Nazi-Deutschland vor 65 Jahren feierte, die Rettungsarbeiten unterbrochen worden. Regierungschef Wladimir Putin hatte da bereits von einer "Tragödie" gesprochen.

Verzweifelte Angehörige, Entschädigung fix

"Raspadskaja" ist das größte Kohlebergwerk seiner Art in Russland und gehört über das Unternehmen Ewras zum Imperium des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch, dem Besitzer des Londoner Fußballvereins FC Chelsea. Vor dem Sitz der Unternehmensleitung warteten am Montag verzweifelte Angehörige auf ein Lebenszeichen der Verschütteten. Obwohl die Bergleute noch nicht gerettet sind, steht die Höhe der Entschädigung schon fest. Familien von getöteten Arbeitern sollen umgerechnet 25.000 Euro erhalten. Zum Zeitpunkt der ersten Detonation am Samstagabend waren 359 Arbeiter unter Tage gewesen.

Auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion kommt es immer wieder wegen unzureichender Sicherheitsvorkehrungen zu Grubenunglücken mit hohen Opferzahlen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verstoßes gegen den Arbeitsschutz. Kemerowo liegt im berühmten Kusnezker Kohlenbecken ("Kusbass"). Die Kohle wird an Betriebe in Russland, der Ukraine und Asien geliefert. In der Region war es zuletzt Anfang 2007 zu zwei schweren Unglücken gekommen. Damals starben in einem Nachbarschacht von Nowokusnezk 110 Arbeiter. (APA/Reuters)