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Brüssel/Wien - Griechenland will bei der EU und beim Internationalen Währungsfonds (IWF) eine erste Tranche aus dem Hilfspaket beantragen. Athen bittet um zunächst 20 Mrd. Euro, wie es heute aus dem Finanzministerium in Athen hieß (mehr dazu) - und dass die Auszahlung gewissermaßen dränge. Die ersten 5,5 Mrd. Euro sollen nun am Mittwoch überwiesen werden. Genau genommen werden es zwei Beiträge des IWF sein: 3 Mrd. Euro zu einem Zinssatz von 1,3 Prozent und ein zweiter Betrag in Höhe von 2,5 Mrd. Euro zu einem Zinssatz von 3,30 Prozent.

Die EU-Kommission verlangt indes von hochverschuldeten Euro-Ländern stärkere Sparanstrengungen. Spanien, Portugal, Italien und Frankreich müssten Anfang kommender Woche in der Gruppe der Euro-Finanzminister neue Sparvorschläge noch für dieses Jahr vorlegen, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn dem "Handelsblatt". Nach Vorstellung Rehns soll die Kommission künftig nicht nur die Haushalte der Mitgliedstaaten, sondern auch deren Wettbewerbsfähigkeit stärker überwachen. "Wir müssen die ökonomischen Ungleichgewichte in der Euro-Zone beseitigen". Dazu könnten volkswirtschaftliche Größen wie die Leistungsbilanz, Produktivität und Lohnstückkosten regelmäßig geprüft werden.

Pröll und Faymann pochen auf Finanztransaktionssteuer

Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) will im Zusammenhang mit dem Haftungsschirm diskutieren, wie man in Zukunft mit den Entscheidungsstrukturen umgehen soll. Gerade in Krisensituationen müsse man sehen, wie man eine Entscheidung herbeiführe, um den Märkten "zeitgerecht" ein Signal zu geben, dass die europäische Währungsstabilität Perspektive habe, so Pröll. Die heimische Regierungsspitze pochte außerdem auf begleitende Maßnahmen zum Euro-Paket. Er erachte das Löschen eines Problems nicht als Lösung des Problems, meinte Kanzler Werner Faymann (SPÖ). Die Finanzmärkte hätten sich weit von der Realwirtschaft entfernt und seien beim "Schaden anrichten" vorne dabei, beim Zahlen allerdings nicht. Daher sei die Forderung nach einer Finanztransaktionssteuer und Reglementierungen richtig. Pröll erklärte ebenfalls, dass sich Österreich bei der Frage einer Transaktionssteuer, der Einbeziehung der Finanzwirtschaft in die Unterstützung oder die Reglementierung für Hedgefonds "massiv" einbringen werde.

Ernüchterung an den Kapitalmärkten

An den Kapitalmärkten, wo gestern noch den gesamten Tag ausgelassene Jubelstimmung herrschte, geht es heute erwartungsgemäß weitaus weniger euphorisch zu. Der Rettungsplan für die Eurozone hatte gestern Aktien sowie die Anleihen von verschuldeten Staaten kräftig steigen lassen. Zudem heizte das neue Ankaufprogramm der Europäischen Zentralbank die Märkte an. Der überschäumenden Reaktion über das gewaltige Rettungsnetz für die angeschlagenen Mitglieder der Euro-Zone folgt nun die Ernüchterung, wie sich bereits beim wieder schwächelnden Euro sowie den negativen Vorgaben aus Übersee zeigt. Händler verwiesen darauf, dass die Ratingagentur Moody's am Vorabend angekündigt hatte, dass nach wie vor eine Abstufung Griechenlands und Portugals drohe. Auch der Ölpreis ließ heute wieder nach. Anleger steuerten am Dienstag auch wieder sichere Häfen an und deckten sich mit Gold ein. Der Preis das Edelmetalls lag in Dollar und Euro jeweils in der Nähe von Rekordhochs. "Gold bleibt die Absicherung gegen Krisen", kommentierte die Fondsgesellschaft Lupus alpha. Investoren hatten am Montag Gold verkauft und in Industriemetalle und Öl investiert, die als riskanter gelten. Am Dienstag dreht der Trend, nachdem am Markt Zweifel aufkamen, ob Griechenland seine Schuldenprobleme in den Griff bekommt. "Heute Morgen kam die Desillusionierung zurück an die Märkte", sagte ein Analyst.

Der Euro notierte am Dienstag in Tokio schwächer bei 1,2726-29 Dollar nach 1,3038-39 Dollar am späten Montag. Auch die Aktienbörse in Tokio hat am Dienstag in Folge von Gewinnmitnahmen und der Festigung des Yen schwach geschlossen. Zum Handelsschluss notierte der Nikkei-Index für 225 führende Werte einen deutlichen Abschlag von 119,60 Punkten oder 1,14 Prozent. Der breit gefasste Topix gab um 12,54 Punkte oder 1,33 Prozent auf den Endstand von 932,10 Zählern nach.

Börsen wieder am Boden

Nach dem Kurssprung vom Vortag performen auch die europäischen Börsen am Dienstag mit Verlusten. Der DAX in Frankfurt notierte am frühen Nachmittag mit einem Minus von 1,19 Prozent. Der FT-SE-100 der Börse London verbilligte sich 1,73 Prozent auf 5.294,13 Stellen. Der die 50 führenden Unternehmen in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion umfassende Euro-Stoxx-50 sackte 2,60 Prozent ab. Auch der heimische Leitindex ATX landete wieder am Boden und verzeichnet am Nachmittag ein Minus von 1,69 Prozent. Händler erklärten das Minus mit Gewinnmitnahmen und einer abwartenden Haltung vieler Anleger.

An den internationalen Börsen hat gestern der europäische Rettungsfonds ein Kursfeuerwerk ausgelöst. (red)