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In Deutschland kämpft eine Arbeitsgruppe gegen vergessene Tupfer

Foto: REUTERS/Luke MacGregor

Berlin - Bei einer Operation wird ein Bauchtuch oder ein Tupfer übersehen, die Röntgenaufnahme eines menschlichen Brustkorbes zeigt eine vergessene OP-Klemme - für jeden Patienten, jeden Arzt und jede Pflegekraft im OP-Dienst ist der vergessene Fremdkörper ein katastrophales Ereignis, von dem er oder sie hofft, es niemals zu erleben. Doch obwohl alle Materialien, die bei einer Operation zum Einsatz kommen, gezählt werden, passieren solche unerwünschten Ereignisse, geschätzt bis zu 2000 Mal in Deutschland pro Jahr.

In einer interdisziplinären und multifunktionellen Arbeitsgruppe, bestehend aus OP-Pflegekräften, Qualitätsmanagern, Patientenvertretern, Juristen und Chirurgen sind nun in Deutschland Empfehlungen für die Durchführung von Zählkontrollen erarbeitet worden. Initiiert wurde die Arbeitsgruppe vom Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), der Arbeitsgruppe Unbeabsichtigt belassene Fremdkörper im OP-Gebiet sowie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.

Jeder Tupfer zählt

In der Handlungsempfehlung "Jeder Tupfer zählt!" beschreibt die interdisziplinäre und berufsgruppenübergreifende Expertengruppe, wie Zählkontrollen im OP idealerweise organisiert und durchgeführt werden sollten. Entscheidend dabei ist, eine reibungslose Kommunikation im OP-Team lückenlos zu gewährleisten. Dazu bedarf es klarer Verabredungen und standardisierter Abläufe. Jedes Krankenhaus sollte deshalb nach Auffassung der Expertengruppe schriftlich festlegen, wie Zählkontrollen prä-, intra- und postoperativ mit verbindlich verteilten Rollen erfolgen, heißt es in einer gemeinsamen Aussendung. So trage jede Person im OP eine Mitverantwortung für das korrekte Ergebnis von Zählkontrollen. Mit diesen Empfehlungen soll erreicht werden, dass klare Verantwortlichkeiten und Vorgehen festgelegt werden, auch dann, wenn ein Schadensfall vermutet oder eingetreten ist.

Mit der Empfehlung stellt das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. allen Krankenhäusern und chirurgischen Praxen kostenlose Vorlagen zur Verfügung, die sie für eigene Ausarbeitungen, Aktionen und Schulungen nutzen können. Ein Flyer stellt beispielhaft dar, wie die Kommunikation bei Zählkontrollen insbesondere zwischen Operateur, Instrumentier- und Springerdienst organisiert sein sollte. Ein OP-Plakat fasst Kernbotschaften zusammen, die im Bewusstsein jedes Mitarbeiters verankert sein sollten. Und ein Glossar liefert weitergehende Hintergrundinformationen, beschreibt mit besonderem Risiko behafteten Situationen, enthält Antworten auf häufig gestellte Fragen und zeigt, wie bei einem vermuteten oder tatsächlichen Schadensfall vorzugehen ist. (red)