Carl Michael Belcredi, Pilot und 20 Jahre hindurch Wetterfrosch der Nation, Autor von "Jaro Wolkenkratzer", einer autobiografischen Erzählung und zugleich einer Liebeserklärung an unser Wetter. Erschienen beim IBERAVerlag,
Wien 2010.

Foto: ÖBf

Der viel besungene Friede des Waldes ist etwas für den Romantiker,die so gerne der Vorstellungauf den Leim gehen, die Natur sei ein Hort der Harmonie. Nein, nicht einmaldort ist Ruh'. Der Wald unterliegt einem steten, komplexen Wandel - wie das Wettergeschehen darüber, das keine fix wiederkehrenden Abfolgen kennt, sondern immer nur neue, häufig geradezu provozierende Spielzüge. Langfristig lässt sich in kalten und trockenen Perioden ein deutlicher Rückzug des Waldes beobachten, in wärmeren, regenreichen - wie derzeit - dehnt er sich aus. Der Wald und das Wild gedeihen. Selbst schwer zugängliche Gebiete hat er zurückerobert.

Aber wer zollt dem Waldbesitzer Tribut, der das Wild durchden Winter füttert, damit seine Bäume nicht verbissen werden? Ihm bleiben zwar die Erlöse aus dem Holzverkauf, der überwiegende Teil kommt aber der Allgemeinheit, den Tieren und den Pflanzen zugute. Rund die Hälfte des Staatsgebietes ist von Wald bedeckt. Auch deshalb ist die Atemluft in Österreich so würzigfrisch, woran natürlich die großräumige Durchmischung durch die Luftströmungen einen gewichtigen Anteil hat. Arg strapaziert sind die politischen Argumente für ein dauerhaftes ökologisches Gleichgewicht. Sie sind verständlich, aber genauso vermessen wie die Sehnsucht nach gleich bleibenden Wetterabläufen.