Graz - Rund 50.000 Kinder österreichweit besuchen die schulische Nachmittagsbetreuung oder Horte. Die soziale Qualität der Betreuung ist "extrem heterogen", sagt der Grazer Erziehungswissenschafter Arno Heimgartner. Sein Institut hat gemeinsam mit Wissenschaftern von der Uni Klagenfurt Institutionen in der Steiermark, Kärnten, Vorarlberg und Wien unter die Lupe genommen. Die Studie ist kürzlich in Buchform erschienen.
Die Zahl der Kinder, die ihre Zeit nach dem Unterricht in schulischer Nachmittagsbetreuung oder in Horten verbringen, steigt: "Im Schuljahr 2007/08 haben rund 50.000 Kinder in Österreich einen Hort besucht. Die Zahl hat sich seit 1988 verdoppelt. Noch gravierender ist die schulische Nachmittagsbetreuung angestiegen: Von 102 Schulen im Jahr 2005 ist das Angebot bis zum Schuljahr 2007/08 auf rund 900 gestiegen. "Wir halten bei schätzungsweise rund 100.000 Kindern in nachmittäglicher Betreuung", so Heimgartner.
27 Institutionen untersucht
Sein Team hat die Rahmenbedingungen von 27 Institutionen erhoben, die Nachmittagsbetreuung für Sechs- bis Zehnjährige anbieten. Dabei stellte er große Unterschiede fest: "Ich kann Eltern nur raten, sich die jeweils infrage kommenden Institutionen im Vorfeld sehr gut anzuschauen", so der Bildungswissenschafter. Er vermisst eine einheitliche Regelung, welche Standards erfüllt werden müssen. "Die Qualitätssicherung liegt bei den Schulen selbst und so wird in manchen Fällen enorm viel geboten, in anderen wiederum bestünde deutlicher Handlungsbedarf."
Kritisch sieht Heimgartner vor allem unzureichende räumliche Ressourcen: "Wir sind bei den Gruppenräumen immer wieder auf Einraumlösungen mit Frontalunterrichtscharakter gestoßen und auch auf die Nutzung eines Kellerraumes oder eines Ganges." Weiters würden schlechte personelle Konzeptionen bei einigen Einrichtungen dazu führen, dass z.B. in der Lernphase Kinder, die ihre Aufgaben bereits erledigt haben, so lange sitzen bleiben müssen, bis alle fertig sind. "In manchen Institutionen ist es außerdem nicht erlaubt, während des Lernens zu sprechen, um sich über den Stoff auszutauschen." Und auch im Umgang mit der unterschiedlichen Herkunft der Kinder gibt es Unterschiede. "Während das Gros der Institutionen eine kulturelle Vielfalt lebt, werden in Einzelfällen Differenzen unterdrückt, indem etwa das Sprechen in den Muttersprachen untersagt wird." (APA)