Die Justiz prüft Dokumente aus der Hypo Alpe Adria, in der die Vereinbarungen und genauen Zahlungsflüsse für das "Fußball-Sponsoring" festgehalten sind. In Bayern wird wegen Bestechungsverdachts ermittelt.
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Wien - Die Aussagen des ehemaligen BayernLB-Chefs, Werner Schmidt, über die "Sponsoring-Zahlungen", die die Bayern (BLB) beim Kauf der Hypo nach Kärnten gezahlt hätten, finden in Unterlagen der Bank ihre Entsprechung.
Kurz zur Erinnerung: Schmidt hat laut Süddeutscher Zeitung bei der Staatsanwaltschaft München zu Protokoll gegeben, die Zahlungen seien Jörg Haiders Bedingung für den Verkauf der Hypo an die Landesbank gewesen, im BayernLB-Vorstand hätten das alle als "ekelig" empfunden. Man habe die "Kröte" aber schlucken müssen, um das Geschäft nicht zu gefährden.
Bezahlt wurde fürs Klagenfurter Fußballstadion bzw. den damals Kärntner Fußballklub FC Kärnten Neu, dessen damals designierter Präsident Mario Canori war. Insgesamt flossen fünf Mio. Euro, je die Hälfte kam von der Hypo und der Berliner BayernLB-Tochter DKB (Deutsche Kreditbank). Nach Schmidts Ansicht habe die Hypo damals erkannt, dass "Korruption im Spiel" gewesen sei. Die deutsche Justiz ermittelt wegen des Verdachts der Bestechung, für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
"Betreff: Sponsoring"
Laut Akten, die der Klagenfurter Staatsanwaltschaft seit Februar vorliegen, waren auf österreichischer Seite etliche Ex-Bankmanager in die Sponsoring-Deals eingebunden. Aus einzelnen Protokollen ergibt sich, dass der ehemalige Bankvorstand der Hypo Group im Zug des Bankverkaufs die Details mit den Bayern vereinbart hat.
Am 21. Mai 2007 stellte man in der Hypo den "Antrag, dem Fußballverein FCK Neu drei Millionen Euro Kredit zu geben" - im Gegenzug wurde der Bank die Möglichkeit eingeräumt, das neue Klagenfurter Stadion nach der Hypo Alpe Adria zu benennen. Und: Mit diesem Geld kaufte der neue Fußballklub dem Erstligisten Pasching die Bundesliga-Lizenz ab.
Tags darauf, am 22. Mai 2007 (an diesem Tag haben die Kärntner den Kaufvertrag mit den Bayern abgeschlossen) nahm der Aufsichtsrat den Antrag an. Der damalig Bankchef Siegfried Grigg (er leitete die Bank nach Wolfgang Kulterer und vor Tilo Berlin) bestätigte in einem "Vermerk" den Abschluss des Sponsoring-Vertrags so: "Vereinbarung mit Dir. Schmidt: 50 Prozent=1,5 Mio. trägt Konzern der BayernLB."
Drei Tage später, am 25. Mai 2007, schickte Grigg (er ist Vorstandsmitglied der Grawe) einen Vermerk an Kulterer, den Vorstand der Hypo Alpe Adria Bank International (HBInt.) sowie den Vorstand der Hypo Alpe Adria Bank (HBA): "Anlässlich der Vertragsunterzeichnung mit der BayernLB am 22. Mai 2007 habe ich mit Vorstandsvorsitzendem Werner Schmidt bezüglich Sponsoring des FCK folgende Vereinbarung getroffen: Von allen Sponsorgeldern, die bezahlt werden, übernimmt der Konzern der BayernLB 50 Prozent auf seine direkten Kosten, unter der Voraussetzung, dass die anderen 50 Prozent direkt von der HBA bzw. HBInt bezahlt werden. Insgesamt sind die Beträge mit fünf Millionen Euro begrenzt. Nach derzeitigem Stand bestehen Garantien im Ausmaß von einer Million Euro bei der HBA und Zusagen im Ausmaß von drei Mio. Euro über die Hypo Consultants Holding. Bezüglich der weiteren Abwicklung ersuche ich darum, die Beträge direkt über Herrn Vorstandsvorsitzenden Schmidt bei der BLB geltend zu machen".
Am 10. Jänner 2008 wird im Aktenvermerk unter dem Betreff "Verrechnung Sponsoring" das Ende der Geschichte festgehalten. Demnach hat die hundertprozentige Banktochter Hypo Consultants Holding (vorübergehend) drei Millionen Euro bezahlt. Zwei Millionen nahmen laut Aktenvermerk HBInt und HBA "in die Bücher". Von den drei Millionen Euro der Consultants "sollen 2,5 Millionen Euro an die Deutsche Kreditbank weiter verrechnet werden", heißt es in dem Vermerk. Die restlichen 500.000 Euro der Consultants wurden an die HBInt weiterverrechnet - aus steuerlichen Gründen: "Da in der Hypo Consultants die steuerliche Abzugsfähigkeit dieser verbleibenden Aufwendung in Höhe von 0,5 Mio. Euro hinsichtlich der KöSt mangels wirtschaftlicher Begründung nicht gegeben war", wie in dem Schriftstück hieß.
Während die Staatsanwaltschaft diese Akten noch prüft, kam es am Dienstag zu sieben weiteren Hausdurchsuchungen in der Causa Hypo. Laut Kleiner Zeitung wurden auch die Büros der Rubicon Invest durchsucht, der Beratungsgesellschaft von Ex-Hypo-Vorstand Günter Striedinger. (DER STANDARD, Printausgabe, 12.5.2010)