Wien - Die acht Prüfer des Rechnungshofes, die seit Oktober des Vorjahres die Vorgänge beim Bau des Terminals Skylink prüfen, sind mit ihrer "Einschau vor Ort" nahezu fertig, bestätigte eine Rechnungshof-Sprecherin dem Standard. In wenigen Wochen findet die Schlussbesprechung statt. Bis zum Sommer wird der Rohbericht vorliegen, der dann dem Flughafen zur Stellungnahme ausgehändigt wird. Die Betroffenen haben drei Monate Zeit, darauf zu reagieren. Der Endbericht könnte, abhängig vom Umfang der Stellungnahmen, noch vor der Wiener Wahl am 10. Oktober für politischen Sprengstoff sorgen.

Die Beamten gingen der Frage nach, wie es zur Kostenexplosion um mehr als das Doppelte, nämlich 830 Mio. Euro, kommen konnte. Aller Voraussicht nach wird der Aufsichtsrat dann personelle Konsequenzen im Vorstand ziehen. Denn alles andere als eine vernichtende Kritik an den Zuständen um den Bau wäre eine Überraschung. Insider erwarten, dass der gesamte Vorstand neu ausgeschrieben und ein Neubeginn gestartet wird.

Massive Mängel beim bisherigen Bau hat mittlerweile auch der erste Teil der gerichtlichen Beweissicherung ergeben. Mit Erstaunen haben die Gutachter zur Kenntnis genommen, dass weder Projektleiter Norbert Steiner noch Vorstand Ernest Gabmann bei der ersten Teilpräsentation der Prüfung anwesend waren. Der Endbericht der Gutachter soll im Sommer vorliegen.

Beide Berichte, jener des Rechnungshofes und die gerichtliche Beweissicherung, dürften dem Aufsichtsrat genügend Material für die erwartete Neubesetzung des Vorstandes bringen. Dass der Dreiervorstand aus Herbert Kaufmann, Gerhard Schmid (beide SPÖ) und Ernest Gabmann (ÖVP) nicht miteinander können, ist nur ein Teil der unzähligen Problemzonen am Airport. Derzeit wird "die Revolte" auf der zweiten und dritten Führungsebene, die auch politisch besetzt ist, nach außen getragen.

Retail-Flächen

Vieles, aber nicht alles, was an Internas derzeit publik wird, stimmt freilich. Die Anschuldigungen gegen Rakesh Sardana, der angeblich die frei werdenden Retail-Flächen am Flughafen bereits fix zugesagt bekommen haben soll, gehen bei genauer Betrachtung ins Leere. Faktum ist, dass die Verträge mit den Gebrüder Heinemann, die zu Jahresende auslaufen, neu ausgeschrieben werden. Dass Sardana exzellente Kontakte nach Niederösterreich hat, ist unbestritten. Heinemann betreibt alle Duty-free-Läden plus die Vertretungen von Hermès, Hugo Boss und Burberry. Auf die Heinemann-Geschäfte entfallen rund 80 Prozent des Retail-Umsatzes. Sardana kommt auf etwa 30 Shops. Sobald klar sei, wie es mit Skylink weitergeht, werde mit den bisher ausgewählten Retailern neu gesprochen, heißt es, zumal sich die Situation auch angesichts der weiteren Entwicklung der AUA extrem verändert habe.

Detail am Rande: Jene Sitzgarnitur um 35.000 Euro, deren Existenz Gabmann bestritt, soll nach einem Zwischenstopp im Keller derzeit in VIP-Center Verwendung finden. Wie berichtet, lautete der Vorwurf, Gabmann habe die Garnitur bestellt, dann aber den Gefallen an ihr verloren. (DER STANDARD, Printausgabe, 12.5.2010)