München - Europas größter Versicherungskonzern Allianz hat im ersten Quartal einen Gewinnsprung verbucht. Trotz hoher Schäden durch Unwetter und Erdbeben schoss der Überschuss auch dank eines starken Geschäfts mit Lebens- und Krankenversicherungen von 29 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum auf knapp 1,6 Mrd. Euro in die Höhe. Im Vorjahr hatten allerdings auch hohe Belastungen durch die an die Commerzbank verkaufte Tochter Dresdner Bank den Gewinn zusammenschmelzen lassen.

In der Schaden- und Unfallversicherung bekam die Allianz zwischen Jänner und März Großschäden aus Naturkatastrophen wie dem Orkan "Xynthia" und dem Erdbeben in Chile zu spüren. Die Belastungen daraus schlugen mit 555 Mio. Euro zu Buche. Das operative Ergebnis der Sparte brach so um mehr als ein Viertel auf 712 Mio. Euro ein. Die Schaden/Kosten-Quote lag bei 100,4 (Vorjahr 98,7) Prozent - der schlechteste Wert seit 2002. Bis zu 100 Prozent sind die Zahlungen für Schäden und Verwaltungskosten durch Prämieneinnahmen gedeckt, darüber ist das reine Versicherungsgeschäft nicht mehr profitabel. Der Vulkanausbruch auf Island und der Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" im April vor der US-Küste hätten zumindest keine signifikanten Auswirkungen auf die Allianz, hieß es. "Es ist zu früh, um zu sagen, ob die Belastungen aus Naturkatastrophen für das Gesamtjahr wieder auf ein normales Niveau zurückgehen, aber wir werden auf diese Entwicklung unser besonderes Augenmerk richten", erklärte Allianz-Vorstand Oliver Bäte.

Dank kräftiger Verbesserungen in der Lebens- und Krankenversicherung sowie in der Vermögensverwaltung konnte die Allianz den Einbruch im Schaden- und Unfallsegment mehr als wettmachen, in beiden Sparten wurde das operative Ergebnis jeweils mehr als verdoppelt. Insgesamt kletterte das operative Ergebnis des Konzerns von 1,4 Mrd. auf 1,7 Mrd. Euro, der Umsatz legte von 27,7 auf 30,6 Mrd. Euro zu. Erste Eckwerte hatte die Allianz in der vergangenen Woche zur Hauptversammlung vorgelegt und dabei auch den Ausblick für dieses Jahr bekräftigt. Das Unternehmen peilt ein operatives Ergebnis von 7,2 Mrd. Euro plus/minus 500 Mio. Euro an.

Positiv wirkte sich zu Jahresbeginn die Erholung an den Börsen aus: Die Abschreibungen auf Wertpapiere sanken um 700 Mio. Euro auf 52 Mio. Euro. Der Großteil davon entfiel auf Rentenpapiere, nicht mehr auf Aktien. Zudem brachte der Verkauf von Aktien der chinesischen Bank ICBC in den ersten drei Monaten rund 500 Mio. Euro und damit mehr als erwartet ein. Im April stieß die Allianz weitere Anteilsscheine mit einem Gewinn von 100 Mio. Euro ab.

In Staatsanleihen der verschuldeten Länder Spanien, Griechenland, Irland und Portugal hat die Allianz insgesamt 14,3 Mrd. Euro investiert. Ende des ersten Quartals 2010 entfielen auf Spanien brutto 7,4 Mrd. Euro, Griechenland 3,3 Mrd. sowie Irland und Portugal je 1,8 Mrd. Euro. Damit hat sich das Engagement in Griechenland im Vergleich zum Jahresende 2009 leicht verringert, in den anderen Ländern wurde dagegen etwas aufgestockt. (APA/Reuters)