Wien/Eisenstadt - Der burgenländischen Bischof Paul Iby stellt den Pflichtzölibat infrage. In der Tageszeitung "Die Presse" sagte er auf die Frage, ob der Pflichtzölibat heute noch vermittelbar sei: "Es wäre für die Weltpriester sicher eine Erleichterung, wenn der Pflichtzölibat aufgehoben würde." Er würde es sehr begrüßen, wenn man die Priesterweihe verheirateter Männer zulassen würde.

Iby verwies auf die zahlreichen verheirateten Diakone: "Wenn man die zu Priestern weihen könnte, würden wir uns angesichts des Priestermangels viel leichter in der Seelsorge tun. Es sollte jedem Priester anheimgestellt werden, ob er freiwillig zölibatär lebt oder mit einer Familie."

Zum Thema der Priesterweihe für Frauen erklärte Iby, dies sei zwar "in unserer Kirche" jetzt kein Thema. "Mittelfristig müsste das aber überlegt werden."

Kein Kommentar von Kapellari

Iby hatte im Jänner dieses Jahres anlässlich seines 75. Geburtstags sein Rücktrittsgesuch in Rom eingereicht. Dieses wurde von Papst Benedikt XVI. "nunc pro tunc" ("jetzt für später", Anm.) angenommen. Der Rücktritt des burgenländischen Oberhirten werde zu einem noch offenen Zeitpunkt wirksam.

Die Aussagen von Iby will der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari zwar nicht kommentieren, sein Sprecher Georg Plank weist aber auf die aktuelle Ankündigung eines offenen diözesanen Gespräches hin: "Dem Bischof ist es wichtig, dass alle Themen auf den Tisch kommen und gut behandelt werden". Dieser Gesprächsprozess müsse strukturiert erfolgen, je nachdem ob im eigenen Bereich Spielräume bestünden oder ein Thema auf österreichischer oder der Ebene der Weltkirche angesiedelt sei. 

Laienorganisation erfreut

Peter Hurka, Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche", erklärte am Mittwoch, es dürfte sich nun "doch offensichtlich ein Umdenken breitmachen". Gleichzeitig zeigte er sich - wie auch Herbert Kohlmaier von der "Laieninitiative" - skeptisch, was die Umsetzung betrifft. Optimistischer ist Helmut Schüller von der Pfarrer-Initiative, es müssten sich nun die "gleichgesinnten Bischöfe" zusammentun, forderte er.

"Wir sind Kirche"-Vorsitzender Hurka befürchtet, dass sich in Rom in mittelbarer Zukunft nicht all zu viel ändert. Denn der Vorstoß Ibys sei auch unter dem Aspekt zu sehen, dass der Bischof bereits sein Rücktrittsgesuch eingereicht hat. Damit sei er nicht mehr der "strengen Rechenschaftspflicht" untergeordnet. "Es ist ganz offensichtlich so, dass der Vatikan die Bischöfe gesteuert hat. Ein Rücktritt ist eine der Möglichkeiten, aus dieser Steuerung herauszutreten", so Hurka.

Bischöfe schweigen zu Vorstoß

Kein Kommentar zum Vorschlag das Pflichtzölibat abzuschaffen, gibt es von Amtskollegen. Vonseiten der Presseabteilungen der Bischöfe heißt es unisono "kein Kommentar". Man verweist auf eine "Kommunikationsvereinbarung", wonach man die Aussagen eines anderen Bischofs nicht kommentiere.

Es sei aber anzunehmen, dass beim Kongress der Pfarrgemeinderäte von 13. bis 15. Mai in Mariazell das Thema aufs Tapet kommt, hieß es vom Pressesprecher der Erzdiözese Salzburg. An dem Kongress werden alle Bischöfe teilnehmen, möglicherweise könnte es dann auch eine Aussage der Bischöfe zu diesem Thema geben. (APA)