Der Haerdtl-Bau am Karlsplatz muss in den nächsten Jahren generalsaniert werden - Nach dem Auszug des Wien-Museums soll er weiter als Ausstellungsstätte genutzt werden

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Wien - "Wenn der Ort nicht passt, dann haben wir ein echtes Problem", sagt Wolfgang Kos, „dann wackelt unsere Vision." Der Direktor des Wien-Museums hat schon ziemlich genau vor Augen, was er in einem Neubau zeigen will: Stadtgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. In sechs Modulen soll es um Themen wie Politik und Gesellschaft, die Veränderung einzelner Stadtgrätzeln, Kunst und Alltagskultur gehen. Am Dienstag stellte Kos das Konzept für die Dauerausstellung vor.

Wo das neue Haus stehen wird, ist allerdings noch völlig offen. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) hat eine Expertengruppe eingesetzt, die bis zum Sommer eine Shortlist mit drei möglichen Standorten erarbeiten soll. Vom Hermannpark über den Hauptbahnhof bis zu einer Überplattung des Gürtels beim Westbahnhof reichen dabei die Überlegungen. Das Projekt soll noch vor der Wien-Wahl im Oktober auf Schiene sein.

Wolfgang Kos sieht das neue „städtische Universalmuseum" jedenfalls in Zentrumsnähe. Ein schlechterer Standort als der aktuelle am Karlsplatz sei nicht vorstellbar.

Dort zu bleiben, sieht er ebenfalls als Option. Allerdings denkt der Direktor dabei nicht an einen schmucklosen Zweckbau im angrenzenden Resselpark, sondern an eine neue Wiener Sehenswürdigkeit - die sich eventuell beim Project Space verwirklichen ließe.

Umkämpfter Karlsplatz

Bloß riskiert Kos damit einen handfesten Wickel mit einem anderen Museumsdirektor: Gerald Matt will nach dem Umzug der Kunsthalle ins Museumsquartier vor neun Jahren seine Außenstelle Project Space nicht aufgeben. „Das ist insofern ein schwieriger Standort für uns, weil man da wahrscheinlich drei Jahre diskutieren müsste", sagt Kos.

Der von Oswald Haerdtl geplante Bau am Karlsplatz ist seit Jahrzehnten zu klein fürs Wien-Museum. Mit rund 10.000 Quadratmetern Schaufläche soll im neuen Museum nicht nur die umfangreiche Kunstsammlung des Hauses sichtbarer werden, sondern auch Politik und Alltag das 20. Jahrhunderts. „Derzeit reißt die Stadtgeschichte bei der Erfindung der elektrischen Straßenbahn ab", sagt der Direktor.

Sonderausstellungen soll es laut Kos dann weniger geben. Das sei in einem Stakkato wie jetzt langfristig nicht machbar und dann auch nicht mehr nötig.

Wie viel das Museum, das auch ein neues Wahrzeichen werden soll, kosten wird, ist auch noch offen. Ein Dreivierteljahr nach Standortentscheidung und Beschlussfassung im Gemeinderat soll das Projekt im internationalen Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden. Oberösterreich, Vorarlberg und die Steiermark geben für ihre neuen Landesmuseen jeweils rund 30 Millionen Euro aus. Allerdings sind diese in Sachen Außenhülle und Geräumigkeit auch wesentlich bescheidener bemessen.

Seit der Eröffnung vor 50 Jahren hat sich die Dauerausstellung des Wien-Museums nicht verändert. Die neue permanente Schau werde zwar vielleicht nicht wieder so lange halten, sagt Kos, eine gewisse Permanenz sei aber schon notwendig. „Sonst funktioniert's mit Schulklassen nicht - und die brauchen wir." Außerdem dauere es eine Zeitlang, bis sich eine neue Schau herumgesprochen habe. „Wenn man die dann gleich wieder verändert, gibt's ein Unglück." (Martina Stemmer/DER STANDARD, Printausgabe, 12./13. Mai 2010)