Wien - Erste-Chef Andreas Treichl hat sich am Mittwoch von der Hauptversammlung die Genehmigung geholt, die Staatshilfe - 1,2 Mrd. Euro PS-Kapital - früher und in Teilen zurück zu zahlen. Ohne Termine zu nennen, kündigte Treichl an, dass die Bank neben der staatlichen auch die private Tranche (500 Mio. Euro) "vor 2014" zurückzahlen werde.

Warum er keinen Termin nennen konnte, liegt am Charakter dieses Instruments: Partizipationsscheine würden deshalb als Kapital anerkannt, weil es kein Ablaufdatum habe. Würde er nun einen früheren Zeitpunkt anberaumen, hätte es plötzlich ein "Ablaufdatum" und der Vorstand ein Problem mit der Finanzmarktaufsicht (FMA).

Gesetzesreform 2009

PS-Kapital habe keine Endlaufzeit, nach einem bestimmten Zeitpunkt allerdings - im Fall der Ersten nach fünf Jahren - erhöhe sich der Kupon. Derzeit zahlt die Bank darauf 8 Prozent Zinsen per anno. Bisher war es nur möglich, das PS-Kapital zur Gänze wieder einzuziehen. Per Gesetzesreform von Ende 2009 wurde die Möglichkeit einer tranchenweisen Tilgung eingeräumt. Davon macht die Erste jetzt Gebrauch.

In der heutigen Hauptversammlung lautete demnach der Beschluss: "Ermächtigung des Vorstands, bis 12. Mai 2015 das gesamte Partizipationskapital oder das PS-Kapital einzelner bereits bei der Emission unterschriebener Tranchen ... jeweils auch in Teilen einzuziehen".

Bei der Beurteilung, wann die Bank das PS-Kapital zurück zahlt, will Treichl abwarten, wie die neuen Eigenkapitalanforderungen nach Basel III aussehen werden. Dennoch sei es ein gutes Zeichen für Österreich und den Wirtschaftsstandort, wenn eine Bank einen Teil eher zurück zahlte. Er werde auch mit dem Finanzministerium verhandeln, wie dort die Vorstellungen dazu lauteten. Was die private PS-Tranche betrifft, so beabsichtige er, dass "der private Teil länger außen stehen wird als der staatliche". Ob es jetzt drei, vier oder fünf Jahre sein würden, wolle er erst sagen, sobald über den staatlichen Teil entschieden sei.

1,7 Mrd. Euro PS-Kapital hat die Erste voriges Jahr hereingenommen, davon 1,2 Mrd. Euro von der Republik. Was das Instrument selbst betrifft, so hätte er mit dem Wissensstand von heute das PS-Kapital voriges Jahr nicht aufgenommen, ließ Treichl die Anleger wissen.

Der Bund verdiene aus der jährlichen Verzinsung durch die Erste Group mehrere hundert Millionen. "Ich möchte nie mehr hören, dass wir den Steuerzahler etwas gekostet haben", so der Erste-Chef heute.

Voriges Jahr hat die Erste insgesamt 5 Mrd. Euro an Kapital aufgenommen. Mit 11 Mrd. Euro Eigenkapital habe die Bank das Jahr 2009 begonnen. 1,2 Mrd. Euro PS-Kapital wurden von der Republik gezeichnet, 500 Mio. Euro von privaten Anlegern. Dann kam im November eine Kapitalerhöhung zu 29 Euro je Aktie (Treichl: "Die einzige Kapitalerhöhung 2009, die weltweit ohne Diskont abgegangen ist"), die nochmals 1,7 Mrd. gebracht habe. Ende 2009 gab es laut Treichl 16,1 Mrd. Euro insgesamt Gesamtkapital.

Drei Milliarden Euro von der Börse

Bis 2015 kann sich die Erste Group weitere Milliarden von der Börse holen. Die Hauptversammlung hat  genehmigtes Kapital für 200 Mio. Euro Nominale über die Ausgabe von 100 Millionen Aktien gebilligt. Zu aktuellen Börsekursen würden der Bank damit mehr als 3,2 Mrd. Euro an Aktienkapital zufließen.

 Treichl will damit einerseits künftigen neuen Kapitalanforderungen gerecht werden, anderseits weiteres Wachstum - also Zukäufe - finanzieren. Wobei er an einen Abruf des Kapitals primär im Fall einer Transaktion denkt. Für das laufende Jahr wäre das aber extrem unwahrscheinlich.

Vom alten Kapitalrahmen aus 2006 (180 Mio. Euro) sind mittlerweile zwei Drittel ausgeschöpft. Deshalb gab es heute einen neuen Vorratsbeschluss. Der neue Kapitalrahmen läuft wie immer auf bis zu fünf Jahre.

Den Eigenkapitalkostensatz bezifferte Treichl heute mit in etwa zehn Prozent.

Auf Aktionärsfragen nach billigen Akquisitionsmöglichkeiten im Osten im Gefolge der Krise bestätigte Treichl, dass "sich wahrscheinlich Situationen ergeben könnten", in dem Raum, in dem die Erste tätig sei, in den nächsten Jahren zuzuschlagen, also Finanzinstitute zu einem günstigen Preis erwerben zu können. (APA)