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Foto: AP Photo/Alito family

Madison/London - Eine Mutter kann ihren Kindern nicht nur am Telefon Trost spenden: Sie erzielt damit auch eine Wirkung, die sich gar nicht so sehr von der unterscheidet, wenn sie körperlich anwesend wäre - gemessen zumindest am Spiegel von Stress- und Wohlfühlhormonen ihres Kinds. Zu diesem Ergebnis kommen US-Forscher von der Universität von Wisconsin-Madison nach einer Studie mit 61 Mädchen von sieben bis zwölf Jahren. Die Ergebnisse präsentieren die Forscher im britischen Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B".

Die Kinder mussten sich einer Stresssituation aussetzen, indem sie vor fremdem Publikum zu sprechen und Rechenaufgaben zu lösen hatten. Anschließend wurden sie entweder von der Mutter umarmt, von ihr angerufen ... oder sie blieben alleingelassen und sahen sich einen Film an. Die Wissenschafter untersuchten anschließend die Höhe des Stresshormons Kortisol im Speichel und des Hormons Oxytocin im Urin der Mädchen. Oxytocin wird im Gehirn gebildet und salopp als Wohlfühl-, Kuschel- oder Liebeshormon bezeichnet. Es beeinflusst das Vertrauen und die Bindung zwischen Mutter und Neugeborenen und wirkt ausgleichend bei Stress. Aus Versuchen mit Nagetieren ist den Angaben zufolge bekannt, dass Oxytocin bei Körperkontakt zwischen Müttern und ihrem Nachwuchs vermehrt ausgeschüttet wird. 

Hauptsache Kontakt

Die Forscher um Leslie J. Seltzer und Seth Pollak wollten nun überprüfen, ob allein das Hören einer Stimme zu mehr Oxytocin im Körper führt. Sie untersuchten die Höhe von Kortisol und Oxytocin vor dem Test und zu mehreren Zeitpunkten danach. Bei allen 61 Mädchen sei nach der Aufgabe der Kortisolspiegel im Speichel erhöht gewesen. Bei den beiden Gruppen mit schnellem Kontakt zu ihrer Mama sank der Kortisolspiegel jedoch schneller als bei den anderen Mädchen.

Der Oxytocin-Wert im Urin erhöhte sich bei jenen Mädchen, die nach dem stressigen Ereignis Kontakt zur Mutter hatten - ­ egal ob sie mit ihr gekuschelt oder nur am Telefon geredet hatten. Im Gegensatz dazu änderte sich der Oxytocinwert bei den Kindern ohne mütterlichen Kontakt im Versuchsverlauf nicht.

Autor Seth Pollak sieht nun eine wissenschaftliche Grundlage dafür, warum seine Studenten nach Prüfungen sofort zum Handy griffen und jemand anriefen. Leslie J. Seltzer möchte nun auch die Auswirkungen von anderen Kommunikationsmitteln wie das Schreiben von Textnachrichten auf dem Handy überprüfen.  (APA/red)