Foto: ÖBf

"Forstwirtschaft arbeitet seit Jahrhunderten ökologisch - bloß wurden die Schwerpunkte immer wieder gewechselt", bilanziert Norbert Putzgruber, Waldbauchef der Österreichischen Bundesforste. Zurzeit sei die größte Herausforderung für das Ökosystem Wald die Auswirkung des Klimawandels: Geht man von dem prognostizierten Anstieg der Temperatur um zwei Grad Celsius aus, werden einige Baumarten in Zukunft hierzulande nicht mehr wachsen können. Auch die Veränderung des Niederschlags wirdnicht unbemerkt bleiben.

Stabilere Bäume

Die neugepflanzten Bäume müssen stabiler sein - da durch die klimatischen Veränderungen mit einem verstärkten Sturmaufkommen zu rechnen ist. Waldschäden im Ausmaß der Zerstörungen durch die Stürme "Kyrill" 2007 und "Emma" 2008 sollen gemindert werden. Doch die Orkane hatten auch etwas Gutes: Die so entstandenen Freiflächen werden jetzt genutzt, um eine zukunftsfähige Aufforstung durchzuführen. Diese Methode unterscheidet sich von traditioneller Forstwirtschaft vor allem durch die Pflanzung verschiedener Baumarten anstatt des ertragreicheren Anbaus von nur einer Baumart. "Kurzfristig gesehen ist das weniger rentabel. Aber auf lange Sicht zahlt sich nur eine nachhaltige Mischung aus", erklärt Putzgruber den Sinneswandel im Forstwesen. Mischbestände sind widerstandsfähiger gegen starke Unwetter. Besonders Lärchen trotzen starkem Wind. Rückenwind bekommen die Bundes-forste durch andere Unternehmen, die sich unter dem Eindruck der Naturereignisse für die Aufforstung engagieren und ein „"reenvestment" in die Zukunft des heimischen Waldes tätigen. 

Die Bäume der jüngsten Generation werden durchschnittlich in 120 Jahren gefällt. Bis dahin muss der Bestand geschützt und gepflegt werden. Der Klimawandel ist für die Wälder nicht nur durch Stürme und Temperaturveränderungen eine Gefahr. So verstärkt die Veränderung des Wetters auch das Aufkommen eines natürlichen Feindes der Bäume, des Borkenkäfers. In jüngster Zeit wurde vom Waldpflege-Etat von knapp 16 Millionen Euro fast die Hälfte zur Bekämpfung des Holz schädigenden Insekts aufgewendet.

Wildschäden begrenzen

Andere Tiere bedrohen ebenfalls die Anpflanzungen. Wildschäden lassen sich durch verschiedene Maßnahmen in Grenzen gehalten: Neben der Errichtung von Zäunen werden im Bedarfsfall Bäume auch einzeln abgesichert: Entweder bringt man besondere Schutzvorrichtungen an, oder die Triebe wer¬den mit Verbissschutzmittel behandelt. 

Auch mit verschiedenen Nutzergruppen muss man sich auseinandersetzen: So wird versucht Touristenströme über ausgewiesene Pfade zu lenken und so von besonders sensiblen Abschnitten fernzuhalten. Auch bislang unberührte Gletschergebiete auf ÖBf-Flächen dürfen nicht mehr für den Wintersport erschlossen werden. Ohnehin ist es ein Hauptziel der ÖBf die ökologischen Bewusstseinsbildung der Partner zu fördern und die Bevölkerung für den Naturschutz zu sensibilisieren.

Verbesserung durch Information

Es gibt also einiges zu tun. Laut Putzgruber kann im Hinblick auf ökologische Bepflanzung und Nachhaltigkeit auch noch einiges verbessert werden - dafür braucht es aber zusätzliche Informationen über das genetische Material der Bäume sowie Klima prognosen über die weitere Entwicklung der einzelnen Regionen. Deshalb arbeitet man eng mit verschiedenen Forschungseinrichtungen zusammen, etwa der Universität für Bodenkultur, dem Umweltbundesamt sowie dem Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft. Das Wachstum soll aber nicht ausschließlich von Försterhand herbeigeführt werden - die natürliche Verjüngung bleibt ein zentraler Bestandteil bei der Planung und Organisation der Aufforstung: Zwei Drittel der "Aufforstung" übernimmt unter normalen Bedingun gen die Natur selbst. "Aber gerade auf durch Stürme entstandenen Freiflächen ist das schwierig." Da geht es dann doch nicht ganz ohne Unterstützung durch den Menschen.

Zentraler Bestandteil bei der Aufforstung ist die Zusammenarbeit mit den Lieferanten der Forstpflanzen. Die Aushebung und Überführung junger Bäume ist besonders heikel: Hierbei dürfen die Bäume nicht beschädigt werden. Deshalb bedarf es einer genauen Organisation des Transportes und der Anpflanzung, wobei die gute Kommunikation mit den Zulieferbetrieben unerlässlich ist. Immer öfter wird auf Topfpflanzen zurückgegriffen. Die sind zwar teurer, aber leiden nicht so sehr unter dem Pflanzschock, der bei der Aushebung entsteht, und vertragen Trockenheit besser. Das ist schließlich der neue Leitgedanke: Lieber vorher mehr investieren, um nicht später draufzahlen zu müssen.