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Die Aufnahme zeigt Öl, das aus dem Ende einer Leitung in 1.500 Metern Tiefe ausströmt.

Foto: AP/BP PLC

New Orleans/Washington - Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko hofft der Konzern BP auf einen entscheidenden Fortschritt am Wochenende. Bis dahin soll ein Stahlzylinder betriebsbereit sein, der ins Wasser abgesenkt wurde, wie BP-Manager Doug Suttles am Mittwoch vor Journalisten sagte. Der Behälter soll über dem Hauptleck in 1.500 Meter installiert werden und einen großen Teil des Öls auffangen, das seit nunmehr drei Wochen ins Meer sprudelt. Im besten Fall könnten mit Hilfe der Vorrichtung bis zu 85 Prozent des austretenden Öls aufgesagt und auf ein Schiff geleitet werden.

BP-Experten bereiten außerdem eine Aktion zum Verstopfen der Quelle mit Gummi- und Holzgeschossen vor. Die Arbeiten daran kämen gut voran, sagte Suttles. Die als "Junk Shot" (Müll-Beschuss) bezeichnete Methode werde aber frühestens in der zweiten Hälfte der kommenden Woche zum Einsatz kommen. Dabei würde das fehlerhafte Sicherheitsventil - der sogenannte "Blowout Preventer", der im Falle einer Havarie das Bohrloch eigentlich abschotten soll - verstopft werden. Auch über die Installation eines zweiten "Blowout Preventers" oberhalb des defekten Geräts werde nachgedacht.

Die Bohrinsel "Deepwater Horizon" war vor drei Wochen nach einer Explosion gesunken. Seitdem fließen täglich etwa 700 Tonnen Rohöl aus zwei Lecks ins Meer.

Untersuchungen laufen

Sowohl im Washingtoner Kongress und als auch vor Ort sind Untersuchungen über die Unglücksursache und die Verantwortlichen im Gange. Nach Angaben eines demokratischen Abgeordneten, Henry Waxman, teilte ein hochrangiger BP-Vertreter Mitgliedern des Repräsentantenhauses mit, dass ein wichtiger Bohrloch-Drucktest am Morgen der Explosion am 20. April "unbefriedigend" ausfiel. Demnach wurde in verschiedenen Rohrabschnitten ungleichmäßiger Druck-Aufbau gemessen - ein möglicher Hinweis auf Gaszufluss ins Bohrloch, wie es am Mittwoch in Medienberichten hieß. Eine plötzliche Gaswelle gilt als Auslöser der Explosion.

Die US-Regierung will unterdessen eine bessere finanzielle Vorsorge für den Fall künftiger Ölunfälle sicherstellen. Sie brachte dazu am Mittwoch ein Gesetzesbündel im Kongress ein. Es sieht unter anderem die Aufstockung eines von der Ölindustrie durch Steuer-Auflagen gespeisten Treuhänder-Fonds von einer Milliarde Dollar auf 1,5 Milliarden vor. Aus diesem Topf werden beispielsweise Hilfsmaßnahmen der Regierung im Kampf gegen Ölverschmutzungen finanziert. Zur Bekämpfung der Ölpest hat US-Präsident Barack Obama vom Kongress außerdem die Freigabe von mindestens 129 Millionen Dollar (101,7 Mio. Euro) verlangt.

Umfrage-Mehrheit weiterhin für Offshore-Förderung von Öl und Gas

Trotz der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko unterstützen die US-Bürger einer Umfrage zufolge weiterhin die Offshore-Förderung von Öl und Gas. Die Bohrungen in tiefen Gewässern stoßen laut einer GfK-Erhebung im Auftrag der Nachrichtenagentur AP bei jedem Zweiten auf Zustimmung. 38 Prozent der Befragten sind gegen solche Projekte. Mit der Reaktion von Obama auf die Ölpest zeigten sich 42 Prozent zufrieden. Nur jeder dritte Befragte erklärte, er sei mit den Maßnahmen der Regierung nach dem Untergang der Plattform "Deepwater Horizon" Ende April unzufrieden. Auf Kritik stößt nach der Ölpest das Verhalten des Ölkonzerns BP: Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) äußerten sich negativ, nur rund jeder Dritte (32 Prozent) wertet das Verhalten des Unternehmens positiv. (APA/Reuters)