Bild nicht mehr verfügbar.

Senna: "Berger war der Schlüssel meiner Karriere"

Foto: AP

Monte Carlo - Die Fußstapfen könnten größer kaum sein. Bruno Senna trägt einen der berühmtesten Namen in der Formel 1. Dennoch muss sich der Weltmeister-Neffe seine Sporen in der Königsklasse in der ersten Saison beim Nachzüglerteam Hispania hart erarbeiten. Der 26-jährige Brasilianer sprach vor dem Grand Prix von Monaco über die Gründe für seinen späten Einstieg in den Motorsport, seinen Mentor Gerhard Berger und das Vermächtnis seines legendären Onkels Ayrton.

Ihr Team hat die Saison praktisch bei Null begonnen. Wie schwierig ist die Situation am Ende des Feldes?

Senna: "Es ist eine große Herausforderung, aber die Lernkurve ist steil. Es sind einige Leute mit Erfahrung im Team, die uns sehr helfen. Es geht in die richtige Richtung. Wir sind sehr spät mit dem Auto fertig geworden, daher schauen wir noch nicht wettbewerbsfähig aus. Wenn die Entwicklungen greifen, werden wir aber viele Leute überraschen."

Sie haben Erfahrung angesprochen. Was kann der Österreicher Christian Klien dem Team als Entwicklungspilot geben?

Senna: "Es war super, dass er in Barcelona für uns getestet hat. Seine Aussagen über das Auto haben das Feedback von Karun Chandhok und mir bestätigt. Das hat unsere Position im Team gestärkt."

Sind Sie von seinen guten Rundenzeiten überrascht gewesen?

Senna: "Absolut nicht. Er ist immer ein schneller Fahrer gewesen und hat schon eine Million Runden in Barcelona gedreht. Jeder hat erwartet, dass er gut ausschauen wird. Das ist in Ordnung."

Ihr Onkel Ayrton ist in Monaco zur Legende geworden. Ist es etwas Spezielles für Sie, hier zu fahren?

Senna: "Es ist speziell, weil er hier so viel Erfolg gehabt hat. Wir sind immer noch die beiden einzigen Brasilianer, die jemals ein Rennen hier gewonnen haben (Bruno 2008 in der GP2/Anm.). Für die Familie ist das sehr schön. Meine Mutter ist das erste Mal in diesem Jahr bei einem Rennen. Das freut mich besonders."

Ihre Mutter war lange Zeit gegen Ihre Motorsport-Karriere. Sie haben erst mit 20 Jahren begonnen, ernsthaft Rennen zu fahren.

Senna: "Das war nicht die Schuld von irgendjemandem. Es ist einfach passiert. Die Umstände nach dem Tod von Ayrton wären für jede Familie schwierig gewesen. Wie soll man damit umgehen? Es ist natürlich, dass die Familie nicht wollte, dass ich Rennen fahre. Aber das ist jetzt kein Thema mehr. Die ganze Familie arbeitet zusammen, damit wir erfolgreich sein können."

Gerhard Berger ist ein enger Freund der Familie. Welche Rolle hat er bei Ihrem Einstieg in den Motorsport gespielt?

Senna: "Er war der Schlüssel für meine Karriere. Er hat mich praktisch nach Europa gebracht und mir unglaublich viel geholfen. Ohne ihn wäre ich sicher nicht dort, wo ich jetzt bin. Seit er nicht mehr in der Formel 1 ist, sind wir nicht mehr so viel in Kontakt. Ich hoffe aber, dass wir uns jetzt, nachdem ich nach Monaco gezogen bin, wieder öfter sehen."

Trotz Ihres guten Verhältnisses zu ihm waren Sie nie Teil des Red Bull Junior Programmes. Warum?

Senna: "Gerhard war nie Teil von Red Bull, sondern Mitbesitzer von Toro Rosso. Wir waren immer fähig, eigene Sponsoren aufzustellen. Aber wenn man nicht im Nachwuchsprogramm eines großen Rennstalls gewesen ist, ist es schwer, dort unterzukommen. Da muss man schon außergewöhnliche Resultate erzielen."

Vor eineinhalb Jahren waren Sie kurz vor einem Abschluss mit Honda. Nach deren Ausstieg ist daraus Brawn GP entstanden. Trauern Sie der Chance nach, im Weltmeister-Auto zu sitzen?

Senna: "Wenn, wenn, wenn - da gibt es immer viel, worüber man sinnieren könnte. Natürlich hätte ich es geliebt, für sie zu fahren. Die Chance, im ersten Jahr der Karriere ein Siegauto zu haben, haben nur wenige Piloten. Ich hätte dort sehr viel lernen können, aber so ist das Leben. Nicht alles läuft so, wie man es sich vorstellt."

Resultate zu erzielen, ist mit einem Neueinsteigerteam ungleich schwieriger. Wie schwierig ist es, wenn man dann auch noch einen so großen Namen trägt?

Senna: "Für mich ist das kein Problem. Ich habe immer Druck gehabt und damit umgehen müssen. Die Leute haben eine sehr romantische Vorstellung vom Rennsport. Sie glauben, Fahrer können ihre Autos um Sekunden überholen. So ist es nicht. Vom besten zum schlechtesten Fahrer sind es vielleicht drei Zehntel. Das ist viel weniger als das Auto ausmacht. Der Unterschied zwischen den Piloten ist nicht mehr so groß wie früher. Heute geht jeder ans Limit, weil er sich im Auto sicher fühlt."

Ist das Level der Formel-1-Piloten generell höher als vor 10 oder 20 Jahren?

Senna: "Es ist nicht höher, aber ausgeglichener. Das macht es schwierig, herauszustechen. Nicht nur die Schnelligkeit eines Fahrers macht die Resultate aus, sondern auch seine Konstanz und seine Intelligenz. Wenn man das Auto schneller macht, kann man als Fahrer heute mehr bewirken als auf der Strecke." (APA)