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Im Oktober 2004 gingen Wiener Publizistik-Studierende auf die Straße, weil wegen Personalmangels ein Diplomarbeitsbetreuungsstopp verhängt worden war. Jetzt bekommen sie ein neues Gebäude.

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Haas sieht "Einen gewissen Hang zu Kommunikationsberufen".

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Standard: Wie sehr wird die Platzproblematik amInstitut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft tatsächlich entspannt werden, wenn das Institut in die neuen Räume in der Währinger Straße umziehen wird?

Haas: Die Mitarbeiter des Instituts sind momentan auf drei Adressen aufgeteilt. Das macht die Kommunikation unter den Mitarbeitern schwer. Für die Studierenden bedeutet es, dass sie ununterbrochen pendeln müssen, weil die Lehrveranstaltungen an vielen unterschiedlichen, zum Teil sehr weit voneinander entfernten Orten stattfinden. Das dritte Problem im Haus ist die Bibliothek. Wir haben Kapazitätsprobleme, allein was den Bestand der Bücher und Zeitschriften betrifft. Wir hoffen auf mehrere Synergieeffekte, die mit dem neuen Institutsgebäude verbunden sind. Der eine Effekt ist, dass künftig alle Mitarbeiter des Instituts in einem Haus sind. Für die Studierenden wird sich auch einiges ändern: Zum einen wird die ÖH einen eigenen Raum bekommen. Außerdem werden wir die gesamte Lehre in dem neuen Institutsgebäude durchführen können - mit Ausnahme der Großvorlesungen.

Standard: Die aktuelle Zulassungsbeschränkung auf 1123 Plätze kann man als Obergrenze betrachten. Wäre sie mit dem neuen Institut immer noch gerechtfertigt?

Haas: In der Planungsphase für das neue Institut wurde eine Aufnahmegrenze von 962 Personen ermessen. Dadurch, dass im laufenden Studienjahr diese Regelung abgeschafft wurde, haben wir nun 1680 Studierende bekommen. Natürlich wird es dadurch enger, wenn wir mehr Personen aufnehmen müssen, als geplant war.

Standard: Das neue Institutsgebäude wird auch die Informatik beherbergen. Wie ist das Institut auf die Studienrichtungen Informatik und Publizistik aufgeteilt?

Haas: Die Hörsäle werden von beiden Studienrichtungen benutzt, wobei wir natürlich mehr Lehrbedarf als die Informatik haben, ganz einfach weil wir auch viel mehr Studierende haben.

Standard: Ist die Kooperation von außen herangetragen worden oder selbst gewollt?

Haas: Wir halten das inhaltlich für sehr sinnvoll. Schon jetzt gibt es bereits bestehende Kooperationen in der Lehre. Außerdem gibt es in der Forschung auch gemeinsame Interessen.

Standard: Wird man auf einen Schlag einziehen?

Haas: Wir kennen das schon, als wir 1991 vom NIG in die Schopenhauerstraße übersiedelt sind: Man braucht mindestens zwei bis drei Wochen, bis der Betrieb wieder wirklich funktionsfähig ist. Daher muss der Umzug auf einen Schlag und während der vorlesungsfreien Zeit geschehen.

Standard: Die problematischen Verhältnisse am Wiener Publizistik-Institut werden hauptsächlich von Studierendenseite aus betrachtet. Dabei haben sich gerade im akademischen Mittelbau prekäre Arbeitsverhältnisse breitgemacht.

Haas: Man verlangt vom akademischen Mittelbau, dass sich die Leute neben der Lehre noch durch Publikationen und Forschungsprojekte qualifizieren sollen, um dann fixe Stellen zu bekommen. Die Stellen, die jetzt im Mittelbau ausgeschrieben sind, sind alle zeitlich befristet. Das ist ein harter Konkurrenzkampf. Und dann macht es natürlich einen Unterschied, wenn man an einem Institut angestellt ist, welches so unterbesetzt ist und einen so hohen Lehrbedarf hat. Bei uns ist das Engagement vom Mittelbau extrem hoch, was die Lehre betrifft.

Standard: Wie waren die Verhältnisse, als Sie 1984 am Publizistik-Institut angefangen haben?

Haas: Mittlerweile ist das Studium bereits seit über 20 Jahren extrem überlaufen. Die Politik hat immer die Strategie verfolgt, man könne steuernd eingreifen, indem man kein Personal für die Publizistik genehmigt und so die unsichtbare Hand des Marktes eingreifen lässt. Diese Vorstellung sollte langsam zu einem Ende kommen. Die Studierenden lassen sich nicht abschrecken, sondern studieren, was sie studieren wollen. Und da wir in einer Mediengesellschaft leben, ist es nicht verwunderlich, dass es einen gewissen Hang zu Kommunikationsberufen im weitesten Sinne gibt.

Standard: Im letzten Jahr hat die Publizistik unter anderem drei neue Professuren zugesagt bekommen. War das eine Folge der Audimax-Besetzung?

Haas: Diese Ausschreibungen für Professuren sind notwendigerweise immer im Entwicklungsplan festzuhalten. Das heißt, es ist uns innerhalb der letzten drei Jahre gelungen, diese Professuren zunächst einmal in den Entwicklungsplan zu bekommen. Die Proteste haben aber sicher dazu geführt, dass die Ausschreibung früher erfolgt ist. (Fabian Kretschmer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.5.2010)