Natürlich gibt es unzählige Momente, in denen das Fernsehen weit besser ist als sein Ruf. Und trotzdem, gelegentlich wünscht man sich doch die eine oder andere Innovation. Wie wär's mit folgendem Vorschlag: Warum nicht eine völlig neue Form von Fernsehen, die zwar umfassend informiert, unterhält, verärgert, amüsiert, aber auch Spielraum lässt, um eigene Bilder im Kopf entstehen zu lassen?

Das hätte doch was! Die Bildermaschine, individualisiert nach den eigenen Vorstellungen. Weiters würde man sich wünschen, morgens beim Frühstück und Verlauf des Tages mit den kompletten Nachrichten des Landes informiert zu werden, heiter durch den Vormittag getragen zu werden, etwa mit einem Konzert oder gar Literatur. Man könnte sich schwerpunktmäßig mit weniger bekannten Themen beschäftigen, die andere Medien nur streifen, wenn es eine Sensation zu verkaufen gilt. Wenn der Blickwinkel so ungewöhnlich ausfällt, dass er auch ohne superlativen Einsatz von Superlativen überrascht und erstaunt, kann man auf Aug' und Hirn verklebende Unterhaltungssauce verzichten?

Spielräume bräuchte es noch, schräg und experimentell, mal zum Nachdenken oder Lachen anregend. Die bunten Taferln mit auf Verdummung des Sehers abzielenden Botschaften, die manche Politiker gern in die Kamera halten, blieben bei dieser nachgerade revolutionären (Tele-)Vision im Aktentascherl stecken.

Es wäre auch nicht so wichtig, ob einer ein fescher Kampl ist - man könnte sich auf das konzentrieren, was er sagt, und sich sein eigenes Bild machen. So sollte Fernsehen sein - eine Utopie?

Nun, von Zeit zu Zeit muss es einfach gesagt werden: Danke, Ö1. (Stefan Mayer/DER STANDARD; Printausgabe, 14.5.2010)