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Noch nie stand es um Jobchancen für Bachelors so schlecht wie heute, sagen Experten. Für viele ein guter Grund weiterzulernen.

Foto: APA/Pfarrhofer

Internationale Beobachter des postgradualen Weiterbildungsmarktes prognostizieren für die Jahre 2010 und auch 2011 weiteres Wachstum des Sektors. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die durch die Wirtschaftskrise geschwächte Arbeitsplatzdynamik stelle zunächst für viele (potenzielle) Weiter- und Ausbildungshungrige ein gewichtiges Argument dafür dar, weiter zu lernen - anstatt entweder ganz arbeitslos zu sein, respektive auf einem Job zu sitzen, der weit unter ihren Qualifikationen liegt, so Experten.

James Richardson, Leiter des International Office der University of Hull, sprach unlängst zu QS TopMBA darüber, dass man bereits schon jetzt, also im ersten Halbjahr 2010, davon ausgehen könne, dass die Zahl jener, die sich für einen Master und Programme darüber hinaus einschreiben, weiter steigen werde - nicht nur in Europa, sondern weltweit. Die Herausforderung für junge Absolventen in Richtung Berufseinstieg steigen merkbar, sagt er. Und wenn man einen Blick auf die aktuellen Zahlen im Bereich der Neuaufnahmen etwa in Großbritannien werfe, erkenne man die Ausmaße, so Richardson weiter. Gaben 2009 in Großbritannien ansässige Unternehmen an, die Neuaufnahmen um acht bis zehn Prozent reduzieren zu wollen, kam man letztlich auf 35 bis 40 Prozent. Um die Jobchancen für Bachelor-Absolventen sei es nie so schlecht gestanden, sagt er. Klar setzen die allermeisten ihr Studium auch deshalb fort. Man möchte für die Zeit nach der Krise bestens gerüstet sein, so die Experten zur Motivlage vieler Studierender.

Eindeutige Tendenzen gebe es bei den gewählten Studienrichtungen. Aus zusammengetragenen Daten von mehr als drei Jahren der sogenannten QS World Grad School Tour ergaben sich folgende Präferenzen für Latein- und Nordamerika, für Europa, Asien und auch Indien: General-Management-Programme wie wirtschaftliche Studiengänge ganz allgemein führen die Studienliste an, dicht gefolgt von Technik-Studien, dem Ingenieurwesen oder der Mathematik. Internationale Beziehungen, Recht und Kommunikationswissenschaften lagen dahinter. Der Teilnehmerrekord für den GMAT (Graduate Management Admission Test), der 2009 bei rund 270.000 lag (der KarrierenStandard hat berichtet), bestätigt oben genannte Tendenzen. Auch die Diversität der Programmteilnehmer wurde erneut bestätigt - mehr Frauen in stark multikulturellen Teams, heißt es bei der Umfrage.


"Was passt zu mir?"


Wenn die Entscheidung zur postgradualen Weiterbildung gefallen ist, geht es um die Wahl des richtigen Studiums. Für viele auch aufgrund der Flut an Anbietern eher abschreckend. Sondern auch, weil ein gut gewähltes Programm nicht nur das fachliche Wissen erweitere, unter Umständen einen Aufstieg wie auch einen guten Job- oder Branchen-Umstieg leichter umsetzbar mache, sagt Veronica Boulton, Fakultätschefin an der australischen Bond University. Sie macht die Wahl des Studiums an fünf Punkten fest:

  • Das Studienprogramm soll mit dem angepeilten, individuellen Ziel übereinstimmen,
  • auch die gewählte Institution sollte mit den persönlichen Zielen und Einstellungen korrelieren,
  • Reputation sowohl der Institution als auch der Lehrenden ist wichtig; Ort und Parameter wie Klassengrößen sind nicht zu vernachlässigen,
  • auf zusätzliche Möglichkeiten - z. B. Forschen - im Rahmen des gewählten Programms zu achten hilft,
  • Kosten und Studiendauer genau anschauen - darauf achten, ob der Return on Investment dazu in Relation steht und
  • ob entsprechende Institutionen Unterstützung in Sachen Jobsuche bieten bzw. wie deren Netzwerke gestaltet sind, sind ebenfalls Fragen, die eine Studienauswahl erleichtern sollten, so die Expertin. Sich bei Freunden, Familie und am allerbesten bei Alumni zu erkundigen sei wichtig. Renommierte Institutionen geben hier gerne Kontakte zu Gesprächspartnern - meist weltweit vertreten - weiter. Je besser die Informationslage, umso erfolgversprechender das Ergebnis, so die Experten abschließend: Rein statistisch betrachtet schließen jene, die mit einer postgradualen Weiterbildung ganz konkrete Ziele verfolgen, ihr Studium öfter ab, als jene, die nur vage Vorstellungen dazu haben. (Heidi Aichinger/DER STANDARD; Printausgabe, 15./16.5.2010)