Weltweit leben etwa 350 Millionen Menschen mit einer chronischen Hepatitis B, die länger als sechs Monate dauert, an Hepatitis C sind rund 170 Millionen Menschen erkrankt. Pro Jahr sterben bis zu eine Million Menschen an den Folgen dieser Infektion. Wie viele Menschen in Österreich infiziert sind, lässt sich nur grob schätzen: 40.000, vermuten Experten, haben Hepatitis B, bis zu 80.000 Hepatitis C und weniger als 100 Hepatitis D. Alle drei Viren werden durch Körperflüssigkeiten übertragen.

"Mit Hepatitis B infizierten sich hierzulande die meisten Kranken durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und benutzte Nadeln bei der Injektion von Drogen", sagt Harald Kessler vom Referenzzentrum für Hepatitis an der Medizinischen Universität Graz. Eine Hepatitis-C-Infektion tritt am häufigsten bei Drogenabhängigen auf, nur sehr selten wird das Virus durch Geschlechtsverkehr übertragen.

In den vergangenen Jahren stellen Ärzte immer häufiger Hepatitis B fest. "Das liegt unter anderem daran, dass immer mehr Menschen einwandern, die sich in ihrem Heimatland in Osteuropa, im Nahen Osten oder in Afrika mit Hepatitis B infizierten", sagt Kessler. Während in den hiesigen Krankenhäusern strenge Hygienebedingungen herrschen, ist dies in vielen anderen Ländern noch nicht der Fall: Blut für Bluttransfusionen wird etwa nicht routinemäßig auf Viren getestet, oder Ärzte verwenden Injektionsnadeln mehrmals statt Einwegkanülen. Hinzu kommt der Drogenkonsum. Experten schätzen, dass sich im Jahre 2000 weltweit mehr als 22 Millionen Menschen durch verunreinigte Spritzen neu mit Hepatitis B oder C infizierten.

Kettenreaktion

Zu einer Hepatitis D kann es nur kommen, wenn ein Mensch schon mit Hepatitis B infiziert ist. "Die akute Infektion mit Hepatitis B, C oder D kann sehr unterschiedlich verlaufen", sagt Markus Peck-Radosavljevic, leitender Gastroenterologe an der Uni-Klinik Wien. "Einige bekommen Gelbsucht, leiden an Übelkeit, manche merken von der Infektion aber nichts." Eine Hepatitis B geht bei etwa 5 von 100 Erwachsenen in eine chronische Infektion über, eine Hepatitis C bei 80 von 100. Bei Nichtbehandlung kann sich eine Leberzirrhose entwickeln oder es entsteht Leberkrebs. Bei einer akuten Hepatitis empfehlen Ärzte in der Regel nur Bettruhe, man sollte körperliche Anstrengung vermeiden und keinen Alkohol trinken.

Für die Therapie der chronischen Infektion stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, unter anderem Interferon, Nukleosid- und Nukleotid-Analoga. Bei einer fortgeschrittenen Zirrhose oder bei Leberkrebs kommt möglicherweise eine Lebertransplantation infrage. "In Zukunft könnte es einige neue Medikamente geben, vor allem gegen Hepatitis C", sagt Siegfried Throm vom Verband forschender Arzneimittelhersteller. "Das sind zum einen Präparate, die in den befallenen Leberzellen Eiweiße blockieren, die das Virus zum Vermehren braucht, zum Beispiel Boceprevir oder Telaprevir. Andere sollen verhindern, dass die Viren in die Leberzellen eindringen können." Mit den bisherigen Medikamenten heilt eine Hepatitis C nur bei jedem zweiten Patienten aus. "Telaprevir oder Boceprevir könnten die Heilungsrate auf 70 Prozent erhöhen", sagt Peck-Radosavljevic. "Allerdings werden die Medikamente zusätzlich zu der bisherigen Doppeltherapie eingenommen, und es könnte zu mehr Nebenwirkungen kommen."

Schutz durch Impfung

Hepatitis B kann man mit Medikamenten zwar beherrschen, aber noch nach Jahren kann das Virus wieder reaktiviert werden. "Am besten schützt man sich mit einer Impfung", rät Wolfgang Vogel, Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie an der Med-Uni Innsbruck. In Österreich sollten alle Babys gegen Hepatitis B geimpft werden. "Wir empfehlen die Impfung allen Risikopersonen wie Krankenhauspersonal, Polizisten und Rettungssanitätern."

Gegen Hepatitis C gibt es bisher noch keine Impfung. Kürzlich gab eine österreichische Firma Ergebnisse einer Studie mit einem Impfstoff gegen Hepatitis C bekannt. "Das ist aber keine vorbeugende Impfung, sondern eine Therapie von bereits Infizierten", erklärt Vogel. Die Studien "wirklicher Impfstoffe" seien bisher ernüchternd gewesen. Die große Schwierigkeit: "Das Virus ändert ständig sein Aussehen." (Felicitas Witte, DER STANDARD Printausgabe, 17.5.2010)