Eine Wirtschaft ohne ethische Grundsätze werde es nicht mehr geben, ist die Rektorin der Fachhochschule (FH) Krems, Eva Werner, in ihrem Intro zum Spring- Event des Wirtschaftsboards der FH überzeugt.
Menschen sind für den Markt, den sie gestalten, verantwortlich, so Helma Riefenthaler, Dekanatsdirektorin an der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Uni Wien, in ihrem Impulsvortrag. Der Anspruch, Ethik und Business zusammenzudenken, richte sich als Anspruch an Forschung und Lehre ebenso wie an das Management. Ihr Anliegen ist, Bewusstsein zu schaffen "durch Kommunikation" , das sei besonders Auftrag an die Hochschulen, sei Verantwortung auch der neuen Absolventengeneration. Riefenthaler: "Das ist eine sehr große Herausforderung, Ethik als permanente Reflexionsebene in der Betriebswirtschafts- und Managementlehre zu verankern."
Ethik, ist ihr wichtig, begründe dabei keine Handlungsanweisung, sondern den Aufbau eines Reflexions- und Orientierungswissens. Die Begrifflichkeit von Corporate Social Responsibility (CSR) sieht sie in diesem Zusammenhang als wesentliche Errungenschaft, "da sind wir viel weiter als noch vor einigen Jahren" - in den "codes of conduct" fänden sich ja schließlich mittlerweile die ökonomische, ökologische und soziale Dimension von Verantwortung wieder. Es liege nun am Management, an den Gestaltungsebenen, Umsetzung in die Hand zu nehmen. Instrumente für ganzheitlichen Zugang sieht sie ausreichend zur Verfügung - Riefenthaler nennt etwa die Balanced Scorecard und die Tools des Change-Managements. "Da stehen wir am Beginn eines Paradigmenwechsels."
Was sie so zuversichtlich macht, dass wir nicht bloß im Wording, in Etiketten steckenbleiben? "Ich glaube an den Prozess" , sagt die Wissenschafterin und erinnert: "vor zehn Jahren war Ethik in der Betriebswirtschaftslehre nicht unterzubringen." Jetzt verlangten auch die Studierenden Auseinandersetzung auf anderen Ebenen.
Gegen gesetzliche Ethik- oder CSR-Verpflichtungen
Dass bezüglich Umsetzung Möglichkeit und Wirklichkeit auseinanderklaffen, gesteht Riefenthaler wohl zu. Dennoch: Gesetzliche Ethik- oder CSR-Verpflichtungen lehnt sie ab. Verantwortung sei ein ethischer Begriff, der sich in den angesprochenen Ebenen gesetzlich wohl kaum fassen lasse und jeweils über gesetzliche Rahmen hinausreiche.
Was dürfen wir uns vom "Ethik-Trend" erwarten? Was ändert sich? Riefenthaler sieht wegen mangelnder Einlösung in der gegenwärtigen Praxis wohl zu hohe Erwartungen. Aber: "Wir dürfen nicht zu ungeduldig sein." Positiv zu werten sei, dass Medien "eine wichtige Vermittlungsrolle" eingenommen hätten.
Dass Ethik und Ökonomie ein "heißes" Begriffspaar sind, dass Zugänge und Bedingungen aus verschiedenen Welten aufeinandertreffen, zeigte erneut das an den Impulsvortrag anschließende Podium.
Unbestrittener gemeinsamer Nenner: Bildungseinrichtungen nehmen eine ganz zentrale Rolle ein, was den Aufbau ethischen Bewusstseins betrifft. (red/DER STANDARD; Printausgabe, 15./16.5.2010)