Bern - Die Abschaffung der Gewissensprüfung beschert dem Zivildienst auch in der Schweiz einen Ansturm. Rund 8.800 Männer haben sich seither um Aufnahme beworben, wie Zivildienst-Chef Samuel Werenfels am Freitag sagte. Bis Ende 2010 wird die Gesamtzahl der Zivildiener auf rund 25.000 steigen.
Zum Vergleich: Vor der Abschaffung der Gewissensprüfung im April 2009 gingen bei der Vollzugsstelle für den Zivildienst ("Zivi") jährlich zwischen 1.200 und 2.000 Gesuche ein. Im Jahr 2009 wurden bereits über 7.200 Gesuche verzeichnet.
Der Anstieg stellt den obersten Zivildiener vor neue Herausforderungen: "Für Zivis ist es je nachdem schwierig, möglichst rasch einen Einsatzort zu finden", sagte Werenfels. Auf dem Papier stünden zwar genügend Einsatzplätze zur Verfügung. Faktisch genügten sie allerdings nur knapp, denn nicht alle Plätze seien ganzjährig verfügbar. Zudem bestünden regionale Unterschiede.
Eine neue Online-Plattform soll die Koordinationsprobleme entschärfen. Zudem sucht die "Zivi" aktiv neue Einsatzbetriebe. Ende März standen den Zivildienstleistenden rund 7.100 Einsatzplätze zur Verfügung. Das seien so viele wie noch nie, heißt es auf der Zivi-Internetseite. Dieses Wachstum könne allerdings mit demjenigen bei den Gesuchen nicht Schritt halten.
Damit die tausenden neuer Zivis beschäftigt werden können, kann sich Werenfels eine "inhaltliche Neuorientierung" der Einsatzgebiete vorstellen: "Beim Lauberhornrennen (Ski Alpin, Anm.) könnten anstelle von Soldaten auch Zivis zum Einsatz kommen." Auch für Aufräumarbeiten nach Naturkatastrophen kämen seine Männer in Frage. Allerdings als Verstärkung des Militärs, "nicht als Konkurrenz". (APA/sda)