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Nur 31 Prozent der Personalchefs glauben, dass gute Einkommen auf sie warten werden.

Rund 800 Studierende und Absolventen im deutschsprachigen Raum haben ein Ziel: Sie wollen eine "schnelle Karriere" machen (74 Prozent) und hohes Ansehen erlangen. Drei Viertel wollen zudem ein hohes Einkommen.

Gleichzeitig meinen die Befragten, dass man all dies als Personalmanager nicht erreichen kann - knapp die Hälfte geht davon aus, dass man in der Position eines Personalchefs verloren ist mit dem Anspruch, sich Ansehen zu erarbeiten. Zudem werden die Attribute "kreatives Arbeiten" und "Zusatzvergütung" kaum dem Personalmanagement zugeschrieben, der "Traumberuf" sollte das aber ermöglichen.

Das sagt die jüngste Studie des Executive-Search- und Human-Resources-Dienstleisters Kienbaum. Damit liegt wohl ein weiterer schmerzender Finger auf der Wunde, die durch jahrelange Debatten um die Positionierung der Personalverantwortlichen entstanden ist.

"Das Personalmanagement hat offensichtlich ein schwerwiegenderes Positionierungs- und Personalproblem als gedacht" , kommentiert Matthias Meifert, Mitglied der Geschäftsleitung und Partner der Kienbaum Management Consultants in Deutschland.

Kaum Gestaltungsmöglichkeiten

Während ein Gutteil des Nachwuchses offenbar auch Karrierestatus und Geld der Arbeit mit Menschen vorzieht, haben jene Befragten, die eine berufliche Karriere in den Human Ressources (HR) anstreben, auch schon im Vorfeld recht bescheidene Erwartungen: Nur 31 Prozent glauben, dass gute Einkommen auf sie warten werden. Insgesamt wird der Human-Resources-Bereich als einer gesehen, der kaum Gestaltungsmöglichkeiten bietet: Nur 15 Prozent aller Befragten erwarten Zusatzvergütungen, Mobilitätschancen werden als ebenso gering eingestuft.

Die Rollenwahrnehmung der Personalverantwortlichen ist offenbar sehr stark vom negativen Image geprägt: Studenten und Hochschulabsolventen, die bereits Anknüpfungspunkte zum Personalmanagement hatten, sehen HR-Mitarbeiter mehrheitlich als "Dienstleister" , "Wegbereiter" und "Brückenbauer" . Erst mit Abstand erfolgt die Nennung als "Verwalter" . Letztere Rollenwahrnehmung gewinnt aber an Gewicht, je mehr Teilnehmer ohne jegliche Anknüpfungspunkte zur HR befragt werden. Das generelle Image ist also deutlich schlechter als die Wahrnehmung von "Insidern" .

Jenen Befragten, die einen Job im Personalmanagement anstreben, ist interner Kundenkontakt, die Vereinbarkeit privater und beruflicher Interessen und "anderen Menschen helfen zu können" bedeutend. Bei jenen, die sich von einer Position in der HR wegdrehen, stehen Weiterbildung, Geld und schnelle Karriere ganz oben.

"Das legt nahe, dass eher die empathischen Menschenfreunde ins Personalmanagement streben, wobei doch seit langem offensichtlich ist, dass eher Machertypen als ernst zu nehmende HR-Businesspartner gebraucht werden" , so Meifert.

Intern guter Ruf

In der großen HR-Imagestudie der Fachhochschule Koblenz aus dem Vorjahr, die unter über 1000 Arbeitnehmern durchgeführt wurde, hatten 43 Prozent gemeint, die Personalchefs würden intern einen guten Ruf genießen. 70 Prozent fanden sie kompetent in Personalverwaltung und Entgeltabrechnung.

Allerdings sagten nur 34 Prozent, dass die Personalabteilung die Bedürfnisse der Mitarbeiter kennen würde. Insgesamt gab weniger als die Hälfte der Mitarbeiter den Personalern gute Noten, wenn es um "aktiv, modern, schnell, lösungsorientiert, innovativ, wirtschaftlich, strategisch und innovativ" ging.

"Hilfsbereit und sympathisch" sowie "vertrauenswürdig" schätzen allerdings 52 bis 61 Prozent der Belegschaft ihre Personalleute aber schon ein.

Das legt den Schluss nahe, dass die von Kienbaum befragten Hochschulabsolventen nicht in allen Punkten danebenliegen. Dass der Beruf Personalchef unter Studierenden wenig attraktiv ist, berichtet auch Christian Scholz, Professor für Organisation, Personal und Informationsmanagement an der Uni des Saarlandes: Befrage man Studierende, wen es denn in HR-Funktionen ziehe, so würden gerade einmal ein, zwei Hände im Hörsaal hochgehen. Spontan befragt, begründen die Jungen das mit mangelnden Karriereperspektiven. (Karin Bauer/DER STANDARD; Printausgabe, 15./16.5.2010)