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Wien - Wissenschafter des Instituts für Sozialanthropologie (ISA) der Uni Wien untersuchen derzeit die Chancen und Gefahren für kleine Staaten in einer sich verändernden Welt. Diesem Thema widment sich unter anderem auch ein internationalen Workshop (Freitag bis Sonntag in Wien) mit dem Titel "Small Countries: Peculiarities, Specificities, Commonalities?".

"Kleine Staaten können zwischen großen herumgeschubst werden, können aber auch sehr erfolgreich in Nischen vorstoßen", sagte Institutsleiter und Organisator Andre Gingrich.

Dass im internationalen Konzert oder auch innerhalb der EU große Staaten normalerweise den Ton angeben, ist kein Geheimnis. Gingrich weiß aber auch von Beispielen zu berichten, wie sich kleine Länder gleichsam als Makler einen Ruf erobert und damit zu mehr Einfluss gekommen sind. So hat sich etwa Luxemburg als Vermittler in Währungsfragen bewährt. Selbst bei weltbewegenden Ereignissen können sich kleine Staaten in Szene setzen, so sei das nobelpreisträchtige Treffen zwischen Yassir Arafat, Yitzhak Rabin und Shimon Perez in Camp David (USA) von Norwegen initiiert worden, sagte Gingrich.

Nischen-Aufgaben

Auch Österreich wurde in der Vergangenheit bereits fündig, wenn es um das Aufspüren von Nischen und das Erwerben eines guten internationalen Rufes geht. "So könnte die Aufgabe der UNO-Blauhelme auf dem Golan kaum von einem anderen Staat als Österreich erledigt werden. Es gibt wenig andere Länder, die einerseits neutral sind und in denen die Soldaten derart gebirgserprobt agieren", so der Wissenschafter.

Die vergleichende Analyse kleiner Länder ist eine neue Herausforderung für die Sozialanthropologen. Bisher standen vor allem sozio-kulturelle Einheiten wie Dörfer, Beduinenlager oder ethnische Minderheiten im Zentrum der Forschungen. Dabei gehen die Wissenschafter davon aus, dass viele kleine Länder "im Inneren ähnlich funktionieren wie Dörfer" und das mache sie besonders interessant.

Mehr Partizipationsmöglichkeiten

In kleineren sozio-kulturellen Einheiten falle nicht nur die Ausübung sozialer Kontrolle durch engere persönliche Kontakten oft leichter, auch die Partizipationsmöglichkeiten der Bevölkerung könne steigen. Im Forschungsfokus stehen in erster Linie jene Länder, die eine Bevölkerungszahl von zehn bis 15 Millionen aufweisen. Das sind laut den Experten in Summe an die 90 souveräne Staaten weltweit.

Darunter fallen ein Großteil der europäischen Länder, aber auch einige Länder des Mittleren Ostens wie Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Israel sowie afrikanische Staaten südlich der Sahara (z.B. Togo, Angola, Malawi und Ruanda). In Lateinamerika kommen beispielsweise Kuba, Guatemala und Bolivien infrage, zusätzlich viele Länder im Kaukasus, in Zentral- oder Südostasien - wie Laos, Kambodscha oder der Stadt-Staat Singapur. (red/APA)