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Dominic Heinzl

Foto: APA/Pfarrhofer

Vielleicht bin ich ja nicht wichtig genug. Oder aber alle Gerüchte über Anrufe von wichtigen Menschen bei sich selbst für wichtig haltenden Journalisten sind frei erfunden - und haben nie statt gefunden. Bei mir jedenfalls haben weder Pius Strobl noch sonstige ORF-Größen angeklopft. Auch Christian Rainer hat sich nicht gemeldet. Und davon, dass diverse Lobbyisten, PR-Agenten und sonstige angesichts ihres häufigen Auftretens in Society-TV unzweifelhaft öffentlich-wichtige Persönlichkeiten mich mehr oder weniger dezent gebeten hätten, die Klappe zu halten, habe ich auch nichts bemerkt.

Auch Dominic Heinzl hat mich nicht kontaktiert, um das Wort „Kollegialität" intensiv zu strapazieren. Und so gab es auch keinen Anlass für seinen Anwalt, mir präventiv warnende Worte zu schreiben. Fakt ist auch: Ich bekam keine Botschaften, in denen für mein Schweigen gedankt wurde.

Buschtrommeln

Weil all das nicht geschehen ist, habe ich mir auch nicht die Mühe gemacht, die von Wiens Klatschbuschtrommeln genannten Personen zu fragen, ob sie das vergangene Wochenende und die halbe vergangene Woche tatsächlich mit intensiver Interventionitis verbracht hätten. (Nebenbei: Es wäre wohl auch müßig gewesen. Denn es liegt in der Natur der Sache, derlei nicht offiziell zu tun - oder auf Nachfrage gar zu bestätigen.)

Dass jene Geschichte, die der Kurier am Montag (10. Mai, Seite 24) mit „Brandheiss!" beschloss und mit einem Foto von Dominic Heinzl und der Opernsängerin Victoria Rona illustrierte, hier weder Erwähnung noch „Nachzieher" fand, hat einen anderen Grund: Solange erwachsene Menschen ihr Privat- und Familienleben ansonsten nicht öffentlich vor sich her tragen (vulgo: „lugnern"), ist das, was sie freiwillig und im gegenseitigen Einverständnis miteinander tun, hier keine Geschichte.

Das galt lange. Für Thomas Klestil ebenso, wie für Jörg Haider. Das gilt für das oft weithin bekannte Privatleben etlicher Politiker, Künstler und sonstiger halböffentlicher Figuren und Personen. Das gilt daher auch für Sandra Pires oder Anna F. - und auch für Dominic Heinzl.

Schützende Netzwerke

Spannend wäre freilich ein anderer Fragekomplex. Der nach dem medialvernetzten Rundherum etwa: Wieso etwa die Pires-Geschichte derzeit so breit ausgewalzt wird, während die Heinzl-Meldung angeblich (ich selbst habe sie nicht gesehen) schon Anfang der Woche nach wenigen Stunden wieder von vienna.at und woman.at verschwunden war. Interessant wäre auch die Erklärung eines sonst weder kamerascheuen noch mundfaulen Society-Journalisten, wieso der von ihm sonst so gern strapazierte Satz "eine Geschichte ist eine Geschichte" in seinem Fall plötzlich nicht gelten soll.

So kann ich aber nur eines tun: zur Kenntnis nehmen, dass es so ist. Und da sich all die (etwa am Montag, auf der Ö3-Radionight im MAK) im Kollegenkreis intensiv gebuschtrommelten Interventionen nicht belegen lassen und bei mir auch niemand auch nur ansatzweise Geschichten verhindern (lassen) wollte, stelle ich fest, dass das alles nur böse Gerüchte sind. In die Welt gesetzt von Menschen, die nicht akzeptieren wollen, dass Wiens Societyschreiber doch Ethik und Anstand haben. Ganz bestimmt nicht nur dann, wenn es um einen geht, der sie selbst auch immer wieder vor der Kamera auftauchen lässt. (Thomas Rottenberg/derStandard.at, 14.5.2010)