Teheran/Paris - Die seit vergangenem Juli im Iran unter dem Vorwurf der Spionage festgehaltene Französin Clotilde Reiss darf in Kürze das Land verlassen. Die 24-Jährige solle bereits an diesem Sonntag ihren Reisepass wiederbekommen, sagte ihr Anwalt Mohammad-Ali Mahdavi der iranischen Nachrichtenagentur ISNA am Samstag. Sie müsse allerdings vor ihrer Ausreise noch eine Geldstrafe in Höhe von 300.000 Euro zahlen. Das französische Außenministerium bestätigte, dass in Kürze mit der Rückkehr der jungen Universitätslektorin gerechnet werde.

Reiss war wegen Spionage in Teheran angeklagt worden. Nach iranischen Angaben hatte sie sich in einem Gerichtsverfahren schuldig bekannt. Reiss hatte nach der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinejad im Juni 2009 in E-Mails über Proteste berichtet und war selbst auf die Straße gegangen. Nach ihrer Festnahme verbrachte sie 46 Tage in einem Teheraner Gefängnis. Später hielt sie sich in der französischen Botschaft in Teheran auf, durfte das Land aber nicht verlassen. Der Fall hatte die Beziehungen zwischen dem Iran und Frankreich erheblich belastet.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatte einen "Gefangenenaustausch" mit dem Iran offiziell ausgeschlossen. Allerdings durfte in der vergangenen Woche der iranische Ingenieur Majid Kakavand in seine Heimat zurückkehren. Frankreich hatte ein Auslieferungsgesuch aus den USA abgelehnt, wo Kakavand unter Verdacht der Militärspionage steht. In der kommenden Woche soll außerdem über die mögliche Freilassung unter Auflagen von Ali Vakili Rad entschieden werden. Er war 1994 in Frankreich wegen des Mordes an dem ehemaligen iranischen Premierminister Shapur Bakhtiar zu lebenslanger Haft verurteilt worden. (APA/dpa)