Ahmet Kocabiyik sponsert in Ephesos und Salzburg.

Foto: Festspiele

Es gibt Menschen, die in ihm schon einen der großen Mäzene der Renaissance gesehen haben. Sabine Ladstätter, die vor kurzem erst bestätigte österreichische Leiterin der archäologischen Ausgrabungen von Ephesos, verglich ihn mit dem römischen Senator Celsus, der sich in der antiken Metropole eine imposante Bibliothek erbauen ließ.

Ahmet Kocabiyik, Kopf des Stahl-, Energie- und Telekommunikationskonzerns Borusan Group, gilt in der Türkei als besonders großzügiger Kunst- und Kulturfreund. Der Mann im dunklen Geschäftsanzug mit Edelstein im linken Ohr sammelt Zeitgenössisches. Und er leistet sich nun schon seit mehr als zehn Jahren ein eigenes Orchester, das Borusan Istanbul Filarmoni Orkestrasi (Bifo).

Für den Liebhaber klassischer Musik, vor allem von Beethoven und Mozart, ist dies wohl ein konsequenter Schritt, denn er nimmt gern die Dinge selbst in die Hand. Nun war Kocabiyik, der sich seit einigen Jahren von der Archäologie begeistert zeigt, die zentrale Figur und der Hauptgeldgeber bei der Gründung der Ephesos Foundation, die zunächst einmal mit 1,5 Millionen Euro die Arbeit an dieser prestigeträchtigen Fundstätte unterstützen wird. Bei der Präsentation am Samstag umriss er die großen Ziele: Die Archäologie in Ephesos soll ein internationales Vorbild, die Region selbst zu einem der führenden Tourismusangebote werden. Das Geld soll auch für die Realisierung einer digitalen Bibliothek verwendet werden. Für die Restaurierung des Marmorsaals im berühmten Hanghaus 2 hat er schon Mittel flüssig gemacht.

Wenn die Industrie Kunst- und Kultur sponsert, dann macht sie es natürlich auch zur Imagepflege, um einem Lieblingsschlagwort der Gegenwart, "Nachhaltigkeit" , gerecht zu werden. Kocabiyik, der die Idee zur Foundation vor etwa zwei Jahren hatte, spricht vom Bewahren des Erbes in Ephesos. Im Juli wird sein Orchester die Salzburger Festspiele eröffnen. Sicher eine gute Möglichkeit, um es am Bankett der Hochkultur nachhaltig bekanntzumachen. Was auch dank des Chefdirigenten möglich sein könnte: Der Österreicher Sascha Goetzel gilt als besonders dynamisch und scheut sich auch nicht, mit effektvollen Gesten zu dirigieren. Kocabiyik erzählt, dass er 2011 auch als Sponsor der Festspiele auftreten wird. Spätestens dann wird er, der auch im internationalen Jetset zu Hause ist und Rennmotorboote liebt, auch in Österreich als Mäzen bekannt sein. (Peter Illetschko, DER STANDARD/Printausgabe, 17.05.2010)