Schon vor mehr als zwei Jahren hat man sich im Linux-Kernel-Umfeld auf ein Next-Generation-Dateisystem geeinigt: btrfs soll die Zukunft in diesem Bereich darstellen und mit ähnlichen Funktionalitäten wie Suns ZFS locken. Und auch wenn btrfs derzeit offiziell weiterhin als experimentell bezeichnet wird, scheint diese Zukunft nun tatsächlich langsam Realität zu werden.

MeeGo

So hat man beim gemeinsam von Intel und Nokia entwickelten - vor allem auf den mobilen Bereich ausgerichteten - MeeGo-Projekt nun angekündigt, dass btrfs das Default-Dateisystem werden soll. Wie Intel-Entwickler Arjan Van den Ven in einem Mail verkündet, wolle man damit verhindern, dass man sich jetzt für ext4 entscheide und ein Jahr später dann erst recht wieder einen Wechsel vollziehen müsse.

Vorteile

Auch glänze btrfs mit einigen Funktionen, bei denen bestehende Linux-Dateisysteme nicht mithalten könne, vor allem auch was die Datensicherheit betreffe. Durch Copy-On-Write würden Daten nie von neueren Versionen überschrieben, diese Funktion wird zudem für die Möglichkeit, platzsparende Snapshots vorzunehmen, genutzt. Mit solchen Snapshots kann auf ältere Versionen des Dateisystems "zurückgerollt" - also etwa ein fatales Paket-Update rückgängig gemacht - werden. Als weitere Pluspunkte sieht er die Möglichkeit zur On-Disk-Komprimierung sowie die bessere Performance für kleine Dateien.

Ubuntu

Vorteile von denen man sich offenbar auch bei Ubuntu überzeugt zeigt: Etwas überraschend kündigt Canonical-Entwickler Scott James Remnant in seinem Blog an, dass man darüber nachdenke btrfs nicht nur als Option für Ubuntu 10.10 "Maverick Meerkat" anzubieten, sondern dies gleich zum Default zu machen.

Voraussetzung

Letzteres schätzt Remnant aber nur als eine "1:5-Chance" ein, immerhin müssten eine ganze Reihe von Rahmenbedingungen erfüllt werden. So dürfte btrfs nicht mehr "experimentell" sein, was derzeit aber ohnehin für den für "Meerkat" vorgesehenen Kernel 2.6.35 geplant ist, zudem müsste das Upstream-Projekt auch mit dieser Entscheidung glücklich sein.

Kritik

Die Ankündigung von Ubuntu zieht allerdings auch einige spitze Kommentare nach sich, immerhin beschäftigt sich bei Canonical bislang kein einziger Entwickler mit btrfs. Es bleibe also zu befürchten, dass btrfs ein zweites Pulseaudio werde, schon bei dem Sound-Server war die Ubuntu-Implementation - auch vom eigentlichen Upstream-Entwickler - immer wieder kritisiert worden. (apo, derStandard.at, 17.05.10)