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Um nicht auf das falsche Pferd zu setzen, ist es gut einiges zu wissen.

Foto: AP/Rothermel

Fonds sind eigentlich eine komfortable und flexible Geldanlage. Ob Altersvorsorge, Spekulation oder Geldanlage - ein breites Spektrum steht dem Anleger offen. Und immerhin: Aktienfonds aller Kategorien und Schwerpunkte konnten nach dem Absturz von 2008 im Vorjahr bereits wieder vom kräftigen Aufschwung der Börsen profitieren und Wertzuwächse von 100 Prozent erzielen. Auch Besitzer von Rentenfonds mussten nicht klagen. Mit Staatsanleihenportfolios waren bis zu 5,75 Prozent zu holen, mit Unternehmensanleihen sogar über 20 Prozent, mit Schwellenländer- und Hochzinsanleihen gar das Doppelte bis Dreifache.

Informieren statt spionieren

Für den willigen Anleger gilt: Das Angebot ist vielfältig und ohne ausreichend Information kommt man bei der Auswahl des richtigen Fonds schlecht aus. Der Durchschnittsanleger holt sich aber in der Regel lieber Rat vom Nachbarn als Wissen aus Geschäftsberichten und Fondsprospekten. Prüfen vor Binden, sollte allerdings auch in Anlage-Fragen nicht außer Acht gelassen werden. Auch ein wenig Grundwissen in (sozio-)ökonomischen Fragen dürfte kaum schaden.

Vertrauen ist fehl am Platz

Potenzielle Fragen, die zu stellen wären, sind folgende: Ist mit Inflation oder Deflation zu rechnen? Welche Branchen und Regionen sind innovativ und produktiv gut aufgestellt? Welche Rückschläge ist man geneigt hinzunehmen - wie hoch ist also die eigene Risikotoleranz? Was hoffentlich viele Anleger aus dem Crash gelernt haben: Vertrauen ist in Anlagefragen fehl am Platz. Wer in Dinge investiert, ist selbst schuld. Vermögensberater sind dazu da, entsprechende Fragen nach der Anlagestrategie zu beantworten. Dabei nicht zu vergessen: Bankberater haben oft vorzugsweise die hauseigenen Produkte, Vermögensberater jene, die hohe Provisionen garantieren im Fokus.

Verlieren kann jeder

Wenn die Märkte trudeln, trudeln auch klassische Fonds. Fonds, die einen Index nachbilden, setzen einen möglichen Absturz eins zu eins um. Asset Allocation Funds, können etwas aktiver gegensteuern, weil sie den Anlagemix variieren können. Damit einem nicht das Malheur - wie vielen Meinl-Anlegern in jüngerer Vergangenheit - passiert, sich am „falschen Pferd" zu wähnen ist Folgendes wissenswert: Zertifikate sind kein günstiger Fondsersatz. Klassische Fonds werden als sicheres Sondervermögen geführt und außerdem verpflichtet sich die Fondsgesellschaft, Anteile jederzeit zum aktuellen „Net Asset Value (Nettovermögenswert oder innerer Wert) zurückzukaufen.

Blick auf die Kosten

Die Total Expense Ratio gibt nur Auskunft über laufende Marketing- und Verwaltungskosten. Dazu kommen Ausgabeaufschläge von bis zu fünf Prozent, etwaige Rücknahmegebühren, erfolgsabhängige Tantiemen und natürlich Steuern, die dem Anleger abgezogen werden. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man sich vor der Entscheidung für einen Fonds den möglichen Nettoertrag nach Steuern vorrechnen lässt.

Expertentipps:

Die Kriterien, die Fondsmanager Herbert Autengruber anlegt, sobald mehr als zehn Prozent eines Vermögens zwecks Ansparens in einen Fonds fließen, lesen sich wie folgt:

Rechtlich: Um welchen Fondstyp handelt es sich. Ist es ein offener Investmentfonds? Dieser hat die höchste Sicherheitsstufe: Kreditaufnahme in der Regel verboten von unabhängigen Wirtschaftsprüfern und einer Finanzmarktaufsicht permanent überwacht und täglich handelbar.

Steuerlich: Fällt der Fonds in eine niedrige Besteuerungsstufe (am besten: blütenweiß)

Anlagestrategie, Anlageuniversum: Ein Fonds sollte ein sehr weites Anlageuniversum haben (z.B. alle Aktien weltweit oder europaweit), einzelne Länder bzw. Branchen können plötzlich drastisch an Wert verlieren und der Fondsmanager darf bzw. kann gar nicht darauf reagieren (z.B. Verluste von 90 Prozent geschahen: in russischen Aktien 1998, bei Automobil und Fluglinien während des ersten Ölschocks 1973/1974, Internet/Technologieaktien 2000-2002, Immobilien- und Bankaktien 2007-2009).

Anlagestrategie: Breite Streuung auf eine Mindestzahl von Aktien oder Anleihen (ist in offenen Investmentfonds ohnehin gesetzlich geregelt) und eine Anlagestrategie, die historisch zumindest durchschnittliche Erträge brachte (z.B. Value - in unterbewertete Aktien investieren).

Wie sieht der geplante Zeithorizont aus: Reiner Aktienfonds erst ab zehn Jahre geplanter Haltedauer. Bei kürzerer geplanter Haltedauer: Mischfonds oder Garantiefonds oder sogenannte Total- bzw. Absolut Returnfonds, deren erstes Ziel (noch vor einer langfristig hohen Rendite) ist, mehrjährige Verlustphasen zu vermeiden.

Eigenes Risikoverhalten bzw. Verlusttoleranz: Insbesondere Aktien (aber in geringerem Umfang auch Anleihen) schwanken zyklisch. Aktien brachten weltweit in den letzten 100 Jahren ca. neun Prozent p.a. vor und ca. sechs Prozent p.a. nach Inflation, aber der durchschnittliche Rhythmus dabei war ca. drei Jahre lang plus 85 Prozent und dann anschließend ca. ein Jahr abwärts minus 31 Prozent (Dow Jones Industrial seit 1900). Das war Ausdruck der konjunkturellen Wirtschaftsschwankungen aber noch mehr von optimistischen bzw. pessimistischen Überreaktionen, die schwer berechenbar sind. Anlegen sollte solche Fonds also nur, wer daran glaubt, dass unser Wirtschaftssystem im wesentlichen in den nächsten Jahrzehnten so funktionieren wird, wie es in den vergangenen Jahrhunderten geschah und wer sich bei pessimistischer Marktstimmung nicht zu panikartigen Verkäufen verführen lässt. Denn bei jedem bedeutenden Markttief bei Aktien (am Tiefstpunkt bevor die Aktien wieder zu steigen begannen) innerhalb der letzten Jahrzehnten war die Mehrheit der Experten pessimistisch und lag dabei falsch. (rb)