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"Triptychon von Leid, Trauer und Verzweiflung": Mahnmal zum Gedenken an ZwangsarbeiterInnen der NS-Diktatur in  Schwechat.

Foto: Archiv

Am Anfang seien seine KlassenkollegInnen und er noch skeptisch und etwas voreingenommen gewesen. "Ich dachte mir, dass man sowieso immer und überall vom Zweiten Weltkrieg, von Hitler und Zwangsarbeit hört", so Christoph Ponak, ein an der Denkmal-Gestaltung beteiligter Schüler. Erst im Laufe einer intensiven Auseinandersetzung mit der Zeit von 1939 bis 1945 sei ihm bewusst geworden, "dass die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges gar nicht so lange" zurückliegen und dass man "zu wenig" darüber wisse.

2600 ZwangsarbeiterInnen

So wussten beispielsweise die wenigsten SchülerInnen, dass in den Jahren 1943 bis 1945 ca. 2600 ZwangsarbeiterInnen in verschiedenen Schwechater Betrieben eingesetzt worden waren. Santa I und Santa II hießen die beiden Schwechater Nebenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Es müsse davon ausgegangen werden, "dass die Schwechater Lager all den anderen Nebenlagern der NS-Ausbeutungs- und Mordindustrie ähnlich waren", sagt Georg Furtner, einer der am Denkmal-Projekt beteiligten Lehrer des Gymnasiums. Die Schwechater Lager seien Teil eines flächendeckenden Ausbeutungs- und Mordsystems gewesen, "in dem Erniedrigung und Mord durchwegs Vorrang vor produktionsorientierter und rationaler Nutzung der Arbeitskraft" gehabt hatten, so Furtner weiter.

Anfängliche Skepsis

Die anfängliche Skepsis der im Denkmal-Projekt involvierten SchülerInnen wich schnell einem Bewusstsein um die Wichtigkeit von Erinnerungsarbeit. Den SchülerInnen sei schnell klar geworden, "dass es wichtig ist, die Menschheit immer und immer wieder daran zu erinnern, was während der Schreckensherrschaft Adolf Hitlers wirklich passierte. Damit so etwas nie wieder passiert", resümiert Christoph Ponak. Die insgesamt ein Jahr währende Arbeit am Projekt sei nicht immer leicht gewesen und manche Details hätte man lieber einfach nicht gehört oder verdrängt, "aber genau das will das Projekt ja vermeiden und den Menschen die Augen öffnen", so die Schülerin Selina Karl.

Bekenntnis für die Menschlichkeit

Gut sichtbar wurde das in einer Presseaussendung als "kraftvolle Skulptur", als "Triptychon von Leid, Trauer und Verzweiflung" beschriebene Denkmal für die ZwangsarbeiterInnen an einer der Hauptverkehrsadern der Stadt, nämlich auf dem Platz vor dem Schwechater Brauhaus, aufgestellt. "aus ihrer heimat verschleppt, geschunden und gequält, zur arbeit gezwungen, in einem krieg gegen die menschlichkeit" ist auf der zum Denkmal dazugehörenden Tafel zu lesen. Im Wunsch der Stadt Schwechat, das Denkmal zu errichten, sieht Georg Furtner ein "sichtbares Bekenntnis und Parteinahme für die Menschlichkeit". Und das sei "gar nicht so wenig". (Meri Disoski/daStandard.at/18.5.2010)