Einheitsschule gefährdet Bildungsniveau" (ÖVP-Klub 1969). "Absage an die Einheitsschule" (ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel 1999). "Einheitsschule ist keine Lösung" (ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer 2004). "Eine Einheitsschule, in welcher Form auch immer, lehnen wir ab." (ÖVP-Perspektivenpapier 2007). "Eine Einheitsschule, in welcher Form auch immer, lehnen wir ab." - ÖAAB-Bildungsprogramm 2010. Die "Wende". Wende?

Alles ist gut, wie es ist. Nur die Hauptschule... Als Landschule romantisiert, als Stadtschule als vermeintlich einziges Problem des österreichischen Schulsystems identifiziert, soll fürderhin "Aufstiegsschule" heißen - und einzelne, handverlesene Kinder ins gelobte Land namens Gymnasium durchlassen. Aber eh nur ausnahmsweise.

Diese "Durchlässigkeit" auch noch als große Reforminnovation zu verkaufen ist zynisch. Denn dieser Klimmzug nach oben ist schon jetzt möglich. Theoretisch ist das österreichische Schulsystem total durchlässig. Nur praktisch eben nicht. Der Aufstieg nach dem ersten, fatalen Abstieg nach der Volksschule erfordert so viel soziales und kulturelles (vielfach auch finanzielles) Kapital, dass er nachgerade wie ein Systemfehler anmutet. Die einzig garantierte Durchlässigkeit ist die nach unten.

Der ÖAAB will diese strukturelle Bildungsarmut fortschreiben und positioniert sich dazu mit einer uralten ideologischen Duftmarke. Vorwärts ins vorige Jahrtausend. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2010)