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Das A-Team bei der Arbeit. Mit dabei auch Sebastian Prödl, der es in Bremen diese Saison auf nur elf Einsätze brachte.

Foto: APA/ Schlager

Klagenfurt - Teamchef Dietmar Constantini stellt fest: "Das Ergebnis ist extrem wichtig." Jede Fußballnationalmannschaft, in seinem Fall die österreichische, sei zum Siegen verdammt. "Das ist die Vorlage, auch wenn der Gegner Weltklasse ist." Aktuell geht es um und gegen Kroatien.

Die Kroaten tauchen am Mittwoch im Klagenfurter Stadion auf (20.30 Uhr), noch steht die Hütte ja und noch heißt sie Hypo Group Arena. Aber da geht es um Kärntner Befindlichkeiten, die Constantini wirklich nichts angehen. Er weiß, dass dieses Länderspiel in den Urlaubsbeginn fällt, die Müdigkeit nach den diversen Meisterschaften dürfe aber nie und nimmer als Ausrede gelten. "Das sind Profis, die automatisch motiviert sind. Da kann man sich Appelle ersparen, außerdem haben die meisten gute Erlebnisse mitgebracht." Als Beispiel führt er die Kicker von Meister Salzburg und auch jene der Wiener Austria an. Einer vom lizenzlosen Absteiger Austria Kärnten hat es Gott sei Dank nicht ins Aufgebot geschafft.

Kroatiens Trainer Slaven Bilic verzichtet freundlicherweise auf Ivica Olic, der bereitet sich mit den Bayern auf das Champions-League-Finale am Samstag in Madrid gegen Inter vor. Österreichs David Alaba übrigens auch, allerdings ist dieser Ausfall, bei allem Respekt vor der Begabung Alabas, weniger gravierend. "Kroatien hat genug andere", sagt Constantini, der nicht groß über Systemfragen schwadroniert. Insofern ist Klagenfurt die passende Spielstadt, Kärnten das ideale Spielland. "Die einzelnen Fußballer stehen über allem, nicht das System."

Sebastian Prödl wird vermutlich hinten in der Innenverteidigung stehen. Zum 23. Mal im Team. Sein jüngstes Erlebnis war das 0:4 von Werder Bremen im deutschen Cupfinale gegen die unverschämten Bayern. Der 22-jährige Steirer ist von jeglicher Schuld freizusprechen, er saß auf der Bank. Prödl sitzt oft auf der Bank, brachte es in dieser Saison auf elf Einsätze. Ungefähr 15 hatte er sich zum Ziel gesetzt. In seiner ersten Saison bei Werder waren es noch mehr als 30.

Die relativ geringe Anzahl hatte auch mit einer hartnäckigen Schleimbeutelentzündung im Knie zu tun. Und damit, dass Per Mertesacker und Naldo, Bremens Einsergarnitur, partout pumperlgesund geblieben sind. "Der eine ist schätzungsweise 15 Millionen Euro wert, der andere 20. Bei mir sind es drei. Diese Realität muss man zur Kenntnis nehmen."

Und Prödl wird unwirsch, sollte einer das Wort "Scheitern" auch nur leicht andenken. "Ich werde respektiert, bin anerkannt, Trainer Schaaf vertraut mir. Ich bin jederzeit ready, gebe im Training Gas. Ich bereue den Schritt überhaupt nicht." Er musste "aus dem Wohnzimmer Graz" raus, die "geschützte Werkstätte" Sturm verlassen. "Ich bin erwachsen und selbstständig geworden, habe in der kurzen Zeit viel erlebt." Den 1:0-Cupsieg seines Exklubs gegen Wiener Neustadt hat Prödl übrigens nicht gesehen, er ist erst am Sonntagabend eingetroffen. "Hätte ich ihn gesehen, wäre ich auch nicht wehmütig geworden."

Prödl sagt, dass er zu Werder (Vertrag bis 2012) passe. "Eine Topadresse, ein unhysterischer Verein, der auf Kontinuität setzt, der sich von Medien nicht verrückt machen lässt." Er selbst genieße das Privileg der Jugend. "Ich bin jung, habe keinen Grund zur Panik oder zur Selbstaufgabe. Ich kann so lange geduldig sein, bis alle meine Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich alles probiert."

Auffangbecken

Dass er trotz nicht ausufernder Praxis gegen Kroatien dabei sein darf, sei ein netter Zug von Constantini. "Irgendwie ist das ein Auffangbecken. Auch er weiß, was ich kann. Ich gehöre zu seinem Plan." Und dann sagt Prödl, was sich gehört: "Es ist eine Ehre, im Team zu sein." Constantini erklärte noch, ein wesentlicher Unterschied zwischen Kroatien und Österreich sei, "dass es in Kroatien gute Manager geben muss. Die bringen Leute bei Topvereinen unter, wo sie spielen." Sebastian Prödl hat sich übrigens nicht angesprochen gefühlt. Constantini hat ihn auch gar nicht gemeint. (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 18. Mai 2010)