Wien - Das Glaukom - auch Grüner Star genannt - erzeugt Gesichtsfeldausfälle, die bei  Betroffenen die periphere Wahrnehmung erheblich einschränken. Die Folge sind häufig Stürze und beim Autofahren steigt die Unfallgefahr, da die Ausfälle am Beginn der Erkrankung oft nicht wahrgenommen werden. Darauf wies jetzt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) im Vorfeld des World Ophthalmology Congress (WOC 2010) hin. Der weltgrößte Kongress zur Augenheilkunde findet Anfang Juni in Berlin statt.

Das Glaukom ist weltweit die zweithäufigste Ursache für Erblindung. Oft liegt ein zu hoher Augeninnendruck der Krankheit zugrunde, wodurch der Sehnerv des Auges dauerhaft Schaden nimmt. Da der Patient zunächst keine Beschwerden hat, bleibt die Krankheit lange unbemerkt. "Der Sehverlust beginnt außerhalb des Zentrums des Gesichtsfeldes. Menschen, die an einem Glaukom leiden, nehmen diese Ausfälle deshalb oft gar nicht wahr", erläuterte Franz Grehn, Direktor der Universitäts-Augenklinik Würzburg. So sei die zentrale Sehschärfe, beispielsweise beim Lesen, trotz fortgeschrittenem Sehnervenschaden lange Zeit nicht beeinträchtigt. Immer mehr Objekte außerhalb des Gesichtsfeldzentrums werden jedoch übersehen. "Die Patienten haben Schwierigkeiten, Stiegen zu steigen oder Schwellen und Gehsteigränder wahrzunehmen", erklärte Grehn.

Auswirkungen im Alltag

Das Übersehen von Hindernissen birgt zahlreiche Gefahren in sich: So konnten Studien zeigen, dass das Sturzrisiko bei Glaukompatienten 1,6 bis viermal höher ist als das von gesunden Menschen. "Das Glaukom gehört zu den häufigsten Ursachen für Schenkelhalsbrüche im Alter", berichtete der Experte.

Eine große Gefahr birgt das Glaukom auch, wenn Betroffene Auto fahren. Nach den gesetzlichen Vorschriften in Deutschland dürfen innerhalb des zentralen beidäugigen 30-Grad-Gesichtsfeldes keine Ausfälle bestehen. Die Einschränkung der Fahrtüchtigkeit wird aber vom Patienten nicht wahrgenommen: "Plötzlich vom Rand her auftauchende Gefahren können leicht übersehen werden", warnte Grehn.

Sein Team testet deshalb in einer Studie die Fahrtüchtigkeit Betroffener in einem Fahrsimulator. Einigen Patienten gelinge es möglicherweise, die Gesichtsfeldausfälle durch vermehrte Blickbewegungen auszugleichen. Andere seien dagegen in größerem Maße unfallgefährdet. Hinzu kommt, dass im Spätstadium der Erkrankung die Wahrnehmung von Hell und Dunkel durch den allmählichen Verlust der Sehnervenzellen eingeschränkt ist. "Betroffene nehmen dunkle Objekte dann auch im zentralen Gesichtsfeld schlechter wahr. Helle Objekte verursachen früher eine Blendung", erklärte Grehn, der die Auswirkungen eines Glaukoms auf den Alltag der Patienten auch im Rahmen des WOC 2010 diskutieren wird.

Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen

Wichtig wäre die frühzeitige Erkennung von erhöhtem Augendruck durch entsprechende Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt. Eine Erblindung ist beim Glaukom kein unabwendbares Schicksal. "Ein frühzeitig bei der Vorsorgeuntersuchung erkanntes Glaukom lässt sich meist sehr gut behandeln", erläuterte der Experte. "Medikamente, die den Augeninnendruck senken, können dann häufig einen Sehverlust vermeiden", fügte er hinzu. (APA)