Das kroatische Sozialamt in Zagreb sieht sich vor einem schwierigen Fall. Er hat allerdings nur entfernt mit einer zerrütteten Familie zu tun - höchstens auf digitaler Ebene. Vor einiger Zeit flatterte dem Amt ein mehrseitiger Anwaltsbrief ins Haus: Die Behörde wurde aufgefordert, eine ihrer Sozialarbeiterinnen von einem ihrer Fälle abzuziehen, beziehungsweise sie zu entlassen, weil sie auf Facebook mit dem Vater ihres Schützlings „befreundet" ist. Die Mutter des Scheidungskindes, die den Anwalt eingeschlatet hatte, befürchtete, dass die gebotene Objektivität nicht mehr gegeben sei, schreibt das kroatische Webportal Jutarnji.hr.
Troubles
Das ist der erste Fall in Kroatien, bei dem Facebook einen seiner Nützer in Schwierigkeiten bringt und sich auch eine Behörde damit auseinandersetzen muss. Wie das Amt in dem Fall nun entscheidet, wissen selbst die Leiter nicht und befragen einmal alle Beteiligten. Eine lex facebook gibt es nicht, das ihnen bei diesem Fall helfen könnte. Die Sozialarbeiterin jedenfalls denkt nicht daran, ihren Fall aufzugeben: Sie habe hierbei gegen keinerlei Gesetz verstoßen und im Gegenteil, sogar die Kommunikation zum Vater verbessern können, zumal er in Losinj wohne und das Kind in Zagreb, sagte sie.
Während sich so mancher Kroate über den ersten „Facebook-Fall" wundert, sind Nachteile wegen freizügiger Facebook-Profile keine Seltenheit. Schon Unzählige haben wegen ihres Facebook-Profils und verräterischer Statusmeldungen ihren Job verloren - oder ihn gar nicht bekommen. (Marijana Miljkovic aus Zagreb)