Susan Levermann, Der entspannte Weg zum Reichtum, 266 S., Carl Hanser Verlag, München 2010.

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Acht Jahre lang hat Susan Levermann Fonds gemanagt, mit Geld jongliert, Aktien bewertet, gekauft und verkauft, Preise eingeheimst (zum Interview mit der Autorin). Sie war da angekommen, wo sie immer hin wollte: ganz oben. Glücklich war Levermann nach eigenen Angaben aber trotzdem nicht. Im Gegenteil, Langeweile und Leere machten sich breit und der Anflug einer Ahnung, dass Geld tatsächlich nicht glücklich macht. Oder machen muss. Sie wurde kurzfristig Mathematiklehrerin und schrieb einen "Wegweiser" für Anleger.

In ihrem Buch "Der entspannte Weg zum Reichtum", 2010 im Hanser Verlag erschienen, zeigt Levermann, was nötig ist, damit der ungelernte Anleger sich auch auf das teils glatte Börsenparkett bewegen kann und dabei nicht sofort auf die Klappe fällt. Oder wenigstens weiß, warum das passiert ist. Levermann erläutert auf 240 Seiten, dass der Erfolg an der Börse zwar sehr reizvoll, ein gewisses Know-how aber nötig ist. Die Ex-Fondsmanagerin bietet daher im ersten Kapitel eine umfassende Einführung in die Basis des Rechnungswesens. Anhand der fiktiven Bäckerei der Schweizerin Antonia erklärt sie Grundlegendes wie Bilanzen, GuV-Rechnung, Cashflow, KGV und RoE. Sie führt quasi in die Geheimsprache der Wirtschaft ein, in das, "Was Sie wissen müssen, um mitdenken zu können". Levermanns Sprache ist dabei sehr einfach gehalten, für Neulinge sicherlich grandios, für etwas Fortgeschrittene vielleicht aber zu banal.

Der zweite Teil des Buches widmet sich den Mechanismen und Machenschaften an den Börsen. Levermann gibt einen sehr breiten Überblick über den wissenschaftlichen Stand, über Experimente und Studien, die sich mit Anleger- und Marktverhalten auseinandersetzen. Den psychologischen Elementen von Börsenrally und Börsencrash kommt hier besondere Bedeutung zu. Levermanns Schlussfolgerung: so weit wie möglich weg zu kommen von Analystenstimmen, Indikatoren, Prognosen, generell subjektiven Zugängen. So liefert die Autorin am Ende des Kapitels auch eine Checkliste zur Bewertung von Aktien für den geneigten Anleger. Sie rät zu einer quantitativen Methode der Aktien-Beurteilung. Zahlen, Fakten, quantifizierbare Tatsachen in einer ausgewogenen Mischung zu Börsencharts, Prognosen sollen zu einer Bewertungsskala für potenzielle Aktien führen - so hat sie, wie sie schreibt, auch selbst als Fondsmanagerin gearbeitet.

Im letzten Teil des Buches geht Levermann auf die Frage nach der Ethik des Geldverdienens und des Investierens/Spekulierens ein. Sie räumt dem Thema recht viel Platz ein - hat doch die Frage nach dem Gut und Böse des Spekulierens auch mit ihrer eigenen Entscheidung zu tun, dem Fondsmanagement den Rücken zu kehren. Das Dilemma zwischen ethisch korrektem Handeln und Anlageerfolg ist schließlich auch in der aktuellen Debatte um Spekulanten und Finanztransaktionssteuer ein zentraler Punkt. Die Moralkeule schwingt Levermann dabei nie, die Entscheidungsmacht liegt immer noch beim Einzelnen. Und damit auch die Antwort auf die Frage, ob Geld glücklich macht oder nicht.

Tatsächlich schafft es Levermann, einen Einblick zu geben, wie viel man wenigstens wissen sollte, wenn man sich mit Aktien, Fonds, Zertifikaten oder Ähnlichem eindecken will. Für Börsen-Laien ist vor allem die Einführung in die Kennzahlen sehr hilfreich. Fortgeschrittenen bietet das Buch einen schönen Überblick über den Stand der Wissenschaft und die möglichen philosophischen Zugänge zum Thema Ethik und Geld. Die Checkliste für Anlageentscheidungen ist ebenfalls ein hilfreiches Tool, erweiterbar, änderbar und vor allem anwendbar. Klar wird mit Susan Levermanns Buch auf jeden Fall eines: Den "entspannten Weg zum Reichtum" gibt es nur mit viel Aufwand und Beschäftigung mit der Materie. (derStandard.at, 19.5.2010)

Susan Levermann, Der entspannte Weg zum Reichtum, 266 S., Carl Hanser Verlag, München 2010.