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Roger de Weck.

Foto: Reuters/Lauener

Bern - Der frühere Chefredakteur der renommierten Wochenzeitung "Die Zeit", Roger de Weck, wird neuer Generaldirektor des rote Zahlen schreibenden öffentlich-rechtlichen Schweizer Rundfunks. Der langjährige Zeitungsmacher wurde am Dienstag in Bern von den SRG-Delegierten überraschend zum Nachfolger von Armin Walpen gewählt, der mit Jahresende in den Ruhestand tritt.

De Weck moderiert derzeit die "Sternstunden" im Schweizer Fernsehen (SF) und war Chefredakteur des Zürcher "Tages-Anzeigers" (1992-97) und der Hamburger "Zeit" (1997-2000). Er ist Präsident des Genfer "Institut de hautes études internationales et du développement" (Institut für höhere internationale Studien und Entwicklung) und freier Publizist.

Fernsehen und Radio zusammengelegt

Den "Tages-Anzeiger" verließ De Weck im Jahr 1997 aus Protest gegen den Spardruck, der seiner Ansicht nach eine kritische Grenze erreicht hatte. Bei der SRG warten auf den neuen Generaldirektor nun ebenfalls große Herausforderungen. So werden Fernsehen und Radio bis 2011 in einem Konvergenz-Projekt organisatorisch und publizistisch zusammengelegt. Laut einer SRG-Aussendung betrieb De Weck bei "Tages-Anzeiger", "Die Zeit" und auch am Genfer Institut "aktives Management" und habe "mit Erfolg tiefgreifende Neustrukturierungen und Reorganisationen durchgezogen".

Die SRG, die jährlich 1,6 Milliarden Franken umsetzt, schloss 2009 erneut mit einem Defizit ab (46,7 Millionen Franken / 33,3 Mio. Euro). Dabei schwindet das Eigenkapital, und die Schulden wachsen. Eine Debatte über eine Erhöhung der Empfangsgebühren steht ins Haus. Die SRG hat 6100 Angestellte und betreibt acht TV- und 18 Radio-Programme.

Leitete bis 2.000 "Die Zeit"

Roger de Weck zählt zu den profiliertesten Journalisten und Publizisten der Schweiz. 1953 in Freiburg als Sohn des Schweizer Bankiers Philippe de Weck geboren, wuchs Roger de Weck zweisprachig auf. Er studierte Ökonomie an der Hochschule Sankt Gallen und war zunächst Korrespondent und Volontär bei verschiedenen Blättern ("Tribune de Geneve", "24 heures", "Die Weltwoche" und "Die Zeit"), ehe er im Jahr 1992 Chefredakteur des "Tages-Anzeigers" wurde. Nach seinem Rücktritt im Jahr 1997 leitete er bis 2000 die Wochenzeitung "Die Zeit".

Seither ist er freier Publizist und Kolumnist, aber auch Mitglied in mehreren Stiftungsräten, etwa der Max Schmidheiny-Stiftung, des Karlspreises, des Deutschschweizer Pen Zentrums, der Neuen Europäischen Bewegung Schweiz und der Intellektuellen-Gruppe "Club Helvetique". Seit 2002 lehrt er am College of Europe in Brügge und in Warschau.

Zu de Wecks jüngsten Publikationen zählen "Nach der Krise. Gibt es einen anderen Kapitalismus?" sowie "Kuhschweizer und Sauschwaben". Das Verhältnis zwischen Schweizern und Deutschen ist auch Thema eines Buches in Vorbereitung "Sind die Schweizer die besseren Deutschen?" (APA/sda)