Großbaustelle Flughafen Wien: Skylink, Vorstandsquerelen, Gerangel um die Retail-Flächen.

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Wien - Das unendliche Thema Skylink und der dafür zuständige Vorstand, Ex-ÖVP-Politiker Ernest Gabmann, werden im Mittelpunkt der Flughafen-Aufsichtsratssitzung am Donnerstag stehen. Die Kontrollore wollen von Gabmann eine Erklärung zu den Vorwürfen eines anonymen Schreibers, er betreibe u.a. parteipolitische Agitation am Airport, degradiere langjährige Mitarbeiter, bestelle ein teures Sofa, das zuerst in der Versenkung verschwindet und das nun das VIP-Center ziert.

Aufsichtsratschef Christoph Herbst hat von Gabmann eine Ehrenerklärung verlangt, die er aber bis heute schuldig blieb. Und Gabmann wird über Skylink berichten müssen, wo bei weitem nicht alles so rosig läuft, wie er es immer darstellt. Davon dürfte auch sein Förderer, NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll, schon Wind bekommen haben, der 2013 Wahlen bestreiten muss. Er soll Gabmann unmissverständlich klar gemacht haben, wenn Skylink nicht spätestens 2012 in Betrieb geht, seien Gabmanns Stunden am Airport gezählt. Der Betroffene selbst soll sich weitestgehend zurückgezogen haben, treffe keine Entscheidungen mehr und überlasse alles Herbst. Aber dass ein Vorstand die Aufgaben an den Aufsichtsratschef delegiert, kann kein Dauerzustand sein. Hellhörig sollten die Verantwortlichen werden, falls Gabmann von sich aus den Hut nimmt. Dann kann davon ausgegangen werden, dass Skylink ein Fass ohne Boden wird. Einiges deutet bereits jetzt darauf hin.

Im Hintergrund haben längst Gabmanns der 67-jährige Skylink-Projektleiter Norbert Steiner und dessen Vertraute (Reinald Krammer und Martin Erhardt/Projektsteuerung) das Kommando übernommen. Gemeinsam wollen die drei eines verhindern: dass ein Totalübernehmer (TÜ) bestellt wird, der die Fertigstellung des Terminals übernimmt. Derzeit läuft zwar die Ausschreibung dafür, bis der TÜ bestellt würde, dauert es noch Monate, kritisieren die Gegner und schieben die Kosten für den TÜ als Argument vor. Glaubt man Eingeweihten (der Standard distanziert sich selbstverständlich von jeglichen Unterstellungen) so will die Dreierführung rund um Steiner eines: Bei der Vergabe des noch ausstehende Projektvolumens von rund 400 Mio. Euro mitreden und mitbestimmen, wer welche Aufträge bekommt. Wie berichtet wurde erst zum Monatsbeginn eine eigene Firma gegründet, mit deren Hilfe man sich künftig auf der größten Hochbaustelle Österreichs selbst kontrolliert. Zur Erinnerung: Im Juni 2009 veranlasste Gabmann eine Bauunterbrechung. Seit Mitte Februar 2010 wird angeblich weiter gebaut, aber so richtig in Schwung ist man noch nicht gekommen.

Rechnungshof-Rohbericht

Details über den Status quo erwartet man sich vom Rechnungshof. Die Schlussbesprechung ist Anfang Juni, der Rohbericht liegt Ende Juni vor. Eine Hinrichtung seitens der Prüfer wird erwartet.

Zoff gibt es auch um die bestehenden Retail-Flächen am Airport. Auch dafür ist Gabmann zuständig. Es geht um den Vertrag mit den Gebrüder Heinemann, die 2005 von der AUAdie Duty-Free Länden gekauft haben. Das Geschäft war gut - für Heinemann: Der Kaufpreis betrug acht Mio. Euro, das entsprach dem jährlichen Ergebnis das die AUAaus dem Duty-Free-Geschäft lukrierte. Der Flughafen hat den Vertrag mit Heinemann ohne Ausschreibung 2008 zu unveränderten Konditionen (18 Prozent Umsatzmiete) bis Ende 2010 verlängert. Zum Vergleich: Für die Skylink-Flächen hat Heinemann eine Umsatzmiete von 33 Prozent angeboten. Die Flächen am bestehenden Terminal soll nun international ausgeschrieben werden.

Veränderungen im Vorstand stehen am Donnerstag nicht auf der Tagesordnung. Der Abschied von Herbert Kaufmann, Gerhard Schmid (beide SPÖ) und Gabmann kommt erst später. (DER STANDARD, Printausgabe, 19.5.2010)