600 Grad Celsius heißer Dampf ist nicht heiß genug. Jedenfalls nicht, wenn man den Wirkungsgrad von Kraftwerken erhöhen will. Doch Werkstoffe, die etwa 700 Grad standhalten, müssen erst entwickelt werden, bevor man sie zwecks Effizienzsteigerung in Megadampfturbinen einsetzen kann. Die Voestalpine tut gemeinsam mit der Technischen Universität Graz genau das.

Das ist nur eines von zahlreichen Projekten, die das Unternehmen mit rund 80 Unis, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in aller Welt betreibt. Ein anderes beschäftigt sich mit Zahnrädern in Windkraftgetrieben, die aus besonders leichtem Edelstahl gebaut werden sollen und mit der Ruhruniversität Bochum entwickelt werden.

In Österreich arbeitet die Voest-alpine neben der TU Graz auch mit der TU Wien, der Johannes-Kepler-Uni Linz und der Montan-Uni Leoben zusammen. An Letzterer präsentierte Voest-Vorstandschef Wolfgang Eder am Montag mit Wissenschaftsministerin Beatrix Karl Pläne und Forderungen für künftige Innovationspartnerschaften im Inland.

Das Budget, welches das Unternehmen für Forschung und Entwicklung insgesamt zur Verfügung stellt, wurde im Vorjahr um 20 Prozent auf 112 Millionen Euro erhöht. Zwölf Millionen davon fließen direkt in Uni-Institute. Trotz oder gerade auch wegen der Wirtschaftskrise, die für Eder sogar mehr Engagement nötig macht und "Geduld und Gelassenheit" voraussetzt, denn: "Welche Chancen man wahrgenommen oder welche Versäumnisse man geschaffen hat, sieht man immer erst nach vielen Jahren".

Deswegen will die Voest in den nächsten Jahren die Kooperation mit der Wissenschaft noch verstärken und fordert den Bund auf, ihr dabei zu helfen. Eder spricht von einer "Bitte" an die anwesende Ministerin: "Um eine Absicherung der Forschungsprämie oder sogar deren Erhöhung von acht auf zwölf Prozent werden wir nicht herumkommen."

Zudem bedürfe es dringend "besserer Rahmenbedingungen für Menschen, die forschen und Unterstützung für den Nachwuchs im eigenen Land". Geht es um die Frauenquote in technischen Berufen, gibt der Voest-Chef Ministerin Karl recht, die - wie schon viele ihrer Vorgänger - Mädchen motivieren will, diese männlich dominierten Fachrichtungen zu erobern: "Wir brauchen die Reserve der Frauen."

Die Montan-Uni, selbst traditionelle Männerhochburg, bekam erst vor Tagen eine neue Professorin für Angewandte Mathematik. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 19.05.2010)