Die "Heavy Pedals" im Einsatz mit schwerem Gerät. "MCS Truck" ...

Foto: DER STANDARD/Maria Sterkl

... und "Bullit" heißen die Velos. Beide können mit bis zu 100 Kilogramm beladen werden.

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Wer schon einmal selbst Möbel transportiert hat, kennt das Problem: Das Schwergewicht wird mit Müh und Not im Kofferraum verstaut, die Fahrt ist zäh, und am Zielort ist dann kein Parkplatz frei. Dieses Manko freut die Firmengründer von "Heavy Pedals", Wiens erstem deklarierten Lastenrad-Botendienst.

Denn mit dem Zweirad-Schwertransporter lasse sich die Ware "von Haustür zu Haustür liefern - ohne Stau, ohne Parkplatzsuche", sagt Wolfgang Höfler, Mit-Gründer der Heavy Pedals. Bis zu hundert Kilo befördern Höfler und Co auf ihren Zwei- und Dreirädern. Seit der Firmengründung im Oktober 2009 wurden schon ganze Wohnungsübersiedlungen per Lastenrad organisiert - wenn auch nicht aus Kosten-Nutzen-Überlegungen.

Letztere gäben jedoch den Ausschlag, wenn es um kleinere Lieferungen geht: Wer etwa, wie unlängst im Fall eines Kunden, neue Fliesen für die Küche brauche, sei mit dem Auto schlechter bedient als mit dem Lastenrad: Anstatt im Baumarkt auf das Fliesenpaket zu warten, "fahre ich mit dem Rad in die Lagerhalle und hebe die Fliesen direkt von der Stellage aufs Rad", sagt Höfler. "Die Angestellten schauen zwar ein bisserl komisch" - aber beschwert habe sich bisher niemand. Geliefert wurde direkt vor die Tür des Heimwerkers - Kostenpunkt: 30 Euro. Ein Betrag dieser Größenordnung sei für das Gros der Lastenradtransporte zu beanschlagen: Denn der Netto-Fixpreis einer Lieferung bis 60 Kilo liege bei 50 Euro pro Stunde. "In Wien kommt man in einer halben Stunde aber fast überall hin", sagt Florian Weber, Ko-Gründer der Heavy Pedals.

Das liegt daran, dass Lastenräder bei nicht allzu sperriger Beladung genauso breit sind wie normale Räder. "Wenn Autos im Stau stehen, fahren wir seitlich einfach vorbei", sagt Höfler. Für Lieferungen über 60 Kilo und steile Strecken - etwa auf den Wilhelminenberg - kommt ein Schweißzuschlag von 30 Prozent dazu.

Zurzeit bestehe der Mitarbeiter-Pool aus fünf Boten und Botinnen. Sie fahren prinzipiell auch bei Regen. Die Verantwortung für regensichere Verpackung liegt beim Kunden. Bei Schlechtwetter kann der Umzug auch kostenlos storniert werden. Dem bestellten Fahrer zahlt Heavy Pedals dann eine "Stornogebühr" - als Teil der Firmenphilosophie, und in Abgrenzung zur Konkurrenz.
Attraktiv für die Stadt

Eine Handvoll Fixkunden hat das Unternehmen bereits. Ein Kunstmagazin und eine Radlobby-Postille ließen sich regelmäßig per Velo ausliefern, und mit einem Eiswürfellieferanten sei man zurzeit im Gespräch. Ab Juni dürfte neue Arbeit auf die Pedals zukommen: Ein Wiener Biobäcker will einen Hauslieferservice anbieten - täglich von acht bis 20 Uhr.

Auch die Post setzt auf das Lastenrad. Rund 1000 Fahrräder sind zurzeit im Einsatz, ausschließlich im städtischen Raum, heißt es in der Zentrale. Die Modelle mit den massiven Transportkörben wurden eigens für die Post entworfen.

Dennoch ist das Lastenradgeschäft in Österreich eine Liebhaber-Nische. So steuert etwa ein Wiener Fensterputzer seine Kunden aus Überzeugung nur per Lastenrad an. Ansonsten bleibt das Auto Transportmittel Nummer eins. Das bestätigt auch Alfred Böröcz vom Lagerhaus Wiener Becken, der den Verkauf zweier Lastenradmodelle verantwortet: "Der Renner ist das nicht." Er verkaufe alle zwei Jahre ein Rad. Dabei sind Lastenräder schon ab 900 Euro zu haben - und das bei niedrigeren Servicekosten als beim Kfz.

Apropos Auto: Sollten mehr Firmen auf Radzustellung umsteigen, "dann wäre das auch für die Autofahrer super", ist Wolfgang Höfler überzeugt: "Lastenradfahrer blockieren nämlich nie die zweite Spur." (Maria Sterkl/DER STANDARD, Printausgabe, 19. Mai 2010)