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Studienautor Kraus empfiehlt das Pflegegeld in reglmäßigen Abständen anzupassen.

Foto: ap/Matthias Rietschel

Wien - In einem aktuellen Bericht kritisiert das Institut für Höhere Studien (IHS) das österreichische System der Langzeitpflege. Zentraler Kritikpunkt: Das Pflegegeld wurde in den vergangenen Jahren viel zu wenig erhöht.

Preise steigen stärker als Pflegegeld

Das Pflegegeld war 1993 mit dem Ziel eingeführt worden, dass die Patienten die Art der Pflege - entweder im Heim oder zuhause - möglichst selbst wählen können. Die Erfüllung dieses Ziels habe sich aber wegen der sehr seltenen Valorisierungen des Pflegegelds in den vergangenen Jahren massiv verschlechtert, heißt es in dem Bericht des IHS.

Zwischen 1997 und 2007 sei das Preisniveau um 18 Prozent gestiegen, der durchschnittliche Aufwand für das Bundespflegegeld aber nur um 2,4 Prozent. Die durchschnittliche Zahl an Pflegestunden, die ein Berechtiger mit dem Pflegegeld bezahlen kann, sei in dieser Zeit also beträchtlich gefallen. Obwohl die aktuelle Regierung sich der Problematik bewusst sei und das Pflegegeld mit Anfang 2009 erhöht hat, empfiehlt die IHS-Studie, künftig die Leistungen in gewissen Zeitspannen anzupassen.

"Postleitzahl darf nicht entscheiden"

Ein weiterer Kritikpunkt des IHS bezieht sich auf fehlende Transparenz: Zunächst sei es sehr schwierig, die tatsächlichen Kosten der Langzeitpflege zu erfassen, da das System äußerst zersplittert sei - so beruhe dieses beispielsweise auf neun unterschiedlichen Landesgesetzen. Im Übrigen müsse man auch bei der Ausbildung der Pflegekräfte auf die demografische Entwicklung Rücksicht nehmen, denn verstärkte Professionalisierung werde erforderlich sein.

Die unterschiedlichen Standards in den Bundesländern kritisierte am Dienstag auch der grüne Sozialsprecher Karl Öllinger: Es gehe nicht an, "dass jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht und dadurch die Ungleichheit beim Zugang zu Pflegeleistungen immer stärker steigt". Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) dürfe die bundeseinheitliche Pflegeplanung nicht noch länger hinausschieben, forderte Öllinger in einer Aussendung. Es müsse darum ein Pflegefonds zur Finanzierung des Pflegesystems geschaffen werden. "Schließlich soll nicht die Postleitzahl des Wohnortes über die Art der Pflegeleistung entscheiden, sondern der tatsächliche Bedarf", sagte Öllinger.

Sozialminister verweist auf aktuelle Erhebung

Zur Kritik des IHS an mangelnden Daten zur Langzeitpflege verweist das Sozialministerium auf eine aktuelle Untersuchung, die im Juni präsentiert werden soll. In dieser Studie würden gemeinsam mit den Bundesländern der Bedarf an Pflegediensten, der finanzielle Bedarf, notwendige Qualitätskriterien und sonstige Daten erhoben, erklärte eine Sprecherin von Sozialminister Hundstorfer am Mittwoch. Diese Erhebung werde sicher zur Transparenz beitragen. (APA/red, derStandard.at, 19.5.2010)