Pörtschach - Geht es nach ÖFB-Präsident Leo Windtner, dann sollen die alpinen Ski-Herren des ÖSV den österreichischen Fußball-Teamspielern als abschreckendes Beispiel dienen. Laut dem Oberösterreicher blieben Benjamin Raich und Co. bei den Olympischen Winterspielen im Februar auch deswegen ohne Medaillen, weil die eigene Erwartungshaltung zu groß war - dies dürfe vor der im September beginnenden EM-Qualifikation nicht passieren.

"Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in die Vancouver-Falle tappen. Eine Spannung, einen Druck muss es zwar geben, aber das darf nicht überzogen werden. Denn sonst geht es uns wie den Alpinen und wir erreichen unsere Ziele nicht", warnte der 59-Jährige.

Nationaltrainer Dietmar Constantini hatte eine Teilnahme an der EURO 2012 angesichts der Gruppengegner Deutschland, Türkei, Belgien, Aserbaidschan und Kasachstan als "utopisch" bezeichnet, als vorzeitige Aufgabe will Windtner diese Aussage aber nicht verstanden wissen. "Der Teamchef weiß, dass er eine überhöhte Euphorie dämpfen muss."

Ein EM-Startplatz ist für den ÖFB-Boss kein unbedingtes Muss. "Das Ziel ist klar, wir wollen die Qualifikation schaffen. Aber mindestens so wichtig ist die Weiterentwicklung der Nationalmannschaft."

Windtner trat seinen Posten am 28. Februar des Vorjahres an, im Rahmen der ordentlichen Bundeshauptversammlung des ÖFB am 30. Mai in Mayrhofen wird er für weitere drei Jahre als Verbandchef bestätigt. Am Ende dieser Amtszeit muss nicht unbedingt die Teilnahme an einem großen Turnier stehen. "Den Erfolg will ich nicht an einem Start bei einer EM oder WM festmachen, sondern daran, dass wir an mit uns vergleichbare Nationen wie die Schweiz oder Dänemark angeschlossen haben."

"Think Tank"

Im Rahmen der Bundeshauptversammlung wird auch der Beschluss für ein neu geschaffenes Gremium gefasst, das künftig als "Think Tank" im österreichischen Fußball fungieren soll. Die sogenannte Sportkommission wird voraussichtlich aus zehn Mitgliedern - je fünf werden von ÖFB und Bundesliga nominiert - bestehen und Vorschläge etwa zum Liga-Format oder zu den Akademien erarbeiten, die dann vom Präsidium abgesegnet werden müssen.

Windtner sieht die Sportkommission als Symbol für eine bessere Zusammenarbeit zwischen ÖFB und Liga. "Ich erwarte mir, dass dort fundamentale Arbeit geleistet wird. Dort soll die Basis für die Weiterentwicklung unseres Fußballs gelegt werden, denn es geht nicht um Macht, sondern um Fußball." Entscheidender Machtfaktor im heimischen Fußball bleibt aber ohnehin das Direktorium, das etwa in der Teamchef-Frage entscheidet.

Ebenfalls diskutiert wird in Mayrhofen die Bewerbung für die Ausrichtung eines Nachwuchs-Großereignisses. Bis jetzt hat der ÖFB noch nicht entschieden, ob er für die U20-WM 2015 oder die U21-EM 2015 kandidieren will, die beide im kommenden Jahr vergeben werden. "Bei der U21-EM hat man den Vorteil, dass man schon sehr bekannte Namen sieht. Bei der U20-WM hat man den Vorteil eines globalen Ereignisses", analysierte Windtner. Allerdings besteht bei der U20-WM ein Infrastruktur-Problem, schließlich müssten acht WM-taugliche Stadien zur Verfügung stehen. (APA)