Wien - 740.000 Menschen in Österreich sind von Osteoporose betroffen, pro Jahr kommt es zur Hospitalisierung von 62.000 Frauen und 11.000 Männern wegen durch krankhaften Knochenabbau erlittener Frakturen (Unterarm-, Oberschenkelhals- oder Wirbelkörperbrüche). Zumindest nach einem ersten derartigen Zwischenfall sollte auch medikamentös behandelt werden. "Therapietreue" würde helfen, hieß es bei der Vorstellung des ersten Österreichischen Osteoporose-Patientenberichtes im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien.

"Zwei von vier Frauen erleiden in ihrem Leben eine osteoporotische Fraktur. Schenkelhalsfrakturen gehört zu jenen Brüchen mit den schlimmsten Folgen: Ein Viertel der Patienten stirbt unmittelbar danach. Nach Wirbelkörpereinbrüchen ("Witwenbuckel") haben ein Drittel der Betroffenen ein Schmerzsyndrom", sagte Harald Dobnig, Präsident der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des Knochen- und Mineralstoffwechsels.

Verschiedene Ursachen

Im Rahmen des krankhaften Knochenschwundes - neben einer genetischen Veranlagung mitbedingt durch mangelnde Bewegung, Rauchen, Vitamin D- und Kalziummangel - kommt es in der Altersgruppe ab 50 zunächst zu einem Anstieg der Häufigkeit von Unterarmbrüchen. Ab 60 sind es dann Oberschenkelhals- und ab dem Alter von 70 schließlich Wirbelkörperfrakturen.

Für den "Patientenbericht" mit insgesamt 17 Kooperationspartnern wurden 513 Fragebögen von Betroffenen ausgewertet. Ein Hauptergebnis: Im Durchschnitt dauert es zehn Monate von ersten Beschwerden bis zur Diagnose. Dabei sollte aber nicht übertrieben werden. Dobnig: "Eine 50-jährige Patientin hat ein Zehn-Jahres-Risiko (für eine osteoporotische Fraktur, Anm.) von zwei Prozent. Eine 80-jährige Patientin hat das zehn- bis 20-fache Risiko. Wir sollten uns in Diagnose und Therapie der Osteoporose sicher eher auf die Patienten 'stürzen', die schon eine Fraktur haben."

Knochendichtemessungen

Primär seien Knochendichtemessungen zum Entdecken eines eventuellen Risikos für Patienten ab 60 oder 65 Jahren sinnvoll. Umgekehrt sollten diese Untersuchungen aber niemandem verwehrt werden, der jünger ist. Die Strategie, jede 50-Jährige via Gynäkologen zur Knochendichtemessung zu schicken, ist damit "out". Hormonersatztherapie aus Gründen der Osteoporose nach der Menopause ist im Grunde obsolet. Hier haben sich vor allem die Wirkstoffe aus der Reihe der Bisphosphonate (täglich, wöchentlich, monatlich oder einmal im Jahr einzunehmen) durchgesetzt.

Therapietreue wichtig

Bei dieser Behandlung kommt es allerdings auf die Therapietreue an. Die Medikamente müssen faktisch lebenslang eingenommen werden. Nur bei 75-prozentiger Therapietreue hat die Behandlung einen positiven Effekt, meinte Dobnig. Es sind nicht nur die Knochenabbau-Blocker, welche die Osteoporose bremsen können. Der Experte: "80 Prozent der Alters- und Pflegeheimpatienten haben einen Vitamin D-Mangel. 14 Prozent haben im Verlauf von zwei Jahren eine Knochenfraktur. Wir sind bei wissenschaftlichen Untersuchungen auf sieben Prozent Inzidenz (Häufigkeit, Anm.) pro Jahr gekommen." (APA)