Klagenfurt/München - Sie übernahmen Anfang der 90er-Jahre gemeinsam den Aufbau der Kärntner Landeshypothekenbank, die damals so gut wie pleite war. Am Mittwoch trafen einander die Hypo-Exvorstände Jörg Schuster und Wolfgang Kulterer vor dem Hypo-Untersuchungsausschuss im Kärntner Landtag wieder.
Schuster wurde bald nach dem Amtsantritt von Landeshauptmann Jörg Haider 2003 aus der Bank gedrängt. Kulterer blieb und trieb die Kärntner Hypo in ein wahnwitziges Wachstum, dessen Tempo Haider mit seiner politischen Finanzierungswunschliste an die Bank maßgeblich mitbestimmte.
Die Hypo habe quasi auf "Zuruf" Haiders Projekte finanziert, So seien nicht nur massenweise Eintrittskarten für die Seebühne oder das Beach-Volleyball-Turnier aufgekauft worden, die Hypo hätte auch Wirtschaftsempfänge, Musiklehrer sowie Mitarbeiter in Haiders Büro finanzieren sollen. Das habe er aber abgelehnt, sagte Schuster vor dem U-Ausschuss. Denn dabei sei es nicht um übliches Sponsoring für die Bank gegangen, sondern darum, dass sich Haider dabei selbst in Szene setzte - auf Kosten der Hypo. Doch dafür und für seine Warnungen gegenüber dem explosionsartig Hypo-Wachstum am Balkan ohne ausreichende Eigenkapitaldecke sei er als "Bremser" mit "Beamtenansicht" belächelt worden.
Auch Wolfgang Kulterer bestätigte Haiders permanente Umklammerung der Hypo, wie zuletzt auch bei deren Verkauf, bei dem sich Haider mit Landesholding-Chef Josef Martinz direkt in die Verhandlungen mit der Bayern LB eingeklinkt hatte. Es sei ein Fehler gewesen, die Bankzentrale 2002 nicht nach Wien verlegt und die Eigentümerstruktur verändert zu haben.
Der Verkauf der Hypo an die BayernLB sei, so Kulterer, ein "Glücksfall" gewesen, weil die Bankaktien vor dem Ausbruch der Subprime-Krise sehr hoch bewertet gewesen seien. Es sei ein "Zufall" gewesen, dass man in diese Hochphase hineingefallen sei. Der Absturz der Hypo sei erst nach der Ablöse von Bayern LB-Vorstand Werner Schmidt passiert. Denn danach sei die Bayern-Tochter planlos und unkontrolliert weitergewachsen, weil sich niemand mehr mit ihr befasst habe. Völlig unverantwortlich hätten die Bayern schließlich gehandelt als sie die Hypo öffentlich prügelten. Dadurch seien rund eine Milliarde Euro an Spareinlagen abgezogen worden. Deshalb müsste man eigentlich die Bayern auf Schadenersatz klagen, meinte Kulterer. Sie hätten zwischen Signing und Closing jederzeit aussteigen können.
Gegen BayernLB-Mitarbeiter ermittelt die Staatsanwaltschaft München nun auch "förmlich" wegen Verdachts auf Untreue beim Kaufs von forderungsbesicherten Wertpapieren (ABS). (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.5.2010)