"Wake up and stand up", lautet der Slogan der Coffee Party. Sie wollen der Gegenpart zur Tea Party sein, sind ihr aber in einigen Belangen auch nahe. In der Kritik des politischen Systems zum Beispiel.

Foto: Coffee Party

Annabel Park war grantig. Und wie so viele, die ihre Befindlichkeiten auf Facebook loswerden wollen, packte sie ihren ganzen Frust in eine Statusmeldung. "let's start a coffee party ... smoothie party. red bull party. anything but tea. geez. ooh how about cappuccino party? that would really piss' em off bec it sounds elitist ... let's get together and drink cappuccino and have real political dialogue with substance and compassion"

Freunde, Freunde von Freunden und deren Freunde reagierten, kommentierten, gaben ihr vor allem Recht und forderten Park auf weiterzumachen. Die 42-jährige Dokumentarfilmerin hatte die Tea Party satt. Dieses Sammelbecken für Steuersenkungen und Hass auf den Bundesstaat und die derzeitige Regierung unter Präsident Obama bekam ihrer Meinung nach zuviel mediale Aufmerksamkeit. Park wollte klarstellen: Die Teaparty ist nicht Amerika. In den USA gibt es auch Menschen, die die Regierung nicht hassen, Steuern für einigermaßen sinnvoll halten und nicht immer und überall Waffen tragen wollen.

Sie gründete im Jänner eine Facebook Gruppe: Binnen weniger Tage schossen die Mitgliederzahlen in die Tausende. Aktuell steht The Coffee Party Movement bei 212.201 Mitgliedern. Außerdem stampfte sie eine Website für die Bewegung aus dem Boden. In einigen Bundesstaaten gibt es bereits Landesgruppen.

Guter Staat gegen böser Staat

Die Coffee Party fordert die Regierung zur Kooperation auf. Es geht ihnen um sinnvolle Diskussion zwischen politischen Gegnern. Das gegenseitige Schuldzuweisen soll ein Ende haben. Außerdem wollen sie klarstellen, dass die Regierung nicht der Feind ist - wie es einige Protagonisten der Tea Party glauben machen wollen. Die Regierung sei viel mehr das Ergebnis eines demokratischen Prozesses und damit als Ausformung des kollektiven politischen Willens zu verstehen.

Trotz ihrer Unterschiede haben die beiden Bewegungen aber eines gemeinsam: Sie sind nicht als Teil einer Parteiorganisation entstanden, sondern gründeten sich aufgrund der Eigeninitiative und des Engagements einiger Privatleute. Die Gründer sowohl der Tea als auch der Coffee Party haben aber sehr wohl ein Naheverhältnis zu entweder den Demokraten oder den Repräsentanten. Mittlerweile beginnt sich die Tea Party allerdings als Fraktion innerhalb der Republikanischen Partei zu etablieren.

Die beiden Bewegungen haben mit dem Artikel "Tea and Coffee - Finding Common Ground on Changing the Political Culture" auf ihre angeblich weit auseinanderliegenden Positionen reagiert. In dem auf der Website der Coffee Party veröffentlichen Artikel, verfasst von Dale Robertson von der Tea Party und Paul Silver von der Coffee Party, beschreiben die beiden ihre Gemeinsamkeiten - und Unterschiede. Parallelen finden sich vor allem in der Problemanalyse. Die Wege zur Problemlösung sind aber meist unterschiedlich.

Bei der Coffee Party bleibt vieles aber noch vage. Und die Tea Party, die derzeit hunderttausende Unterstützer in den USA zählt und am Mittwoch die Vorwahlen der Republikaner in Kentucky gewonnen hat, nimmt sie derzeit nicht als ebenbürtigen Gegner wahr. (red, derStandard.at, 19.5.2010)