Kosten verschlingen einen erheblichen Teil der Erträge von privaten Anlegern. Ein genauer Blick auf die Gebühren bei Wertpapieren ist daher ein essenzieller Bestandteil erfolgreicher Vorsorge.

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Beim Einkauf im Supermarkt oder im Elektrohandel gilt das Prinzip "Geiz ist geil" . Konsumenten vergleichen die Preise derart manisch, dass der Wettbewerb in diesen Branchen um das billigste - und damit "geilste" - Produkt sehr hart ist. Doch in der Finanzbranche bleiben die Kosten oft nebensächlich. Wichtiger für die Kaufentscheidung sind für viele Anleger Rendite und Risiko. Vermögensverwalter können daher hohe Gebühren durchsetzen. Dabei sind die Kosten ein zentraler Investitionsfaktor. Denn beim Erwerb eines Wertpapiers können sich Anleger nur in einem sicher sein: wie hoch die Kosten in der Zukunft sind. Rendite und Risiko sind die großen Unbekannten.

Ein Beispiel zeigt, wie wichtig die Kostenfrage für langfristig orientierte Anleger ist. Die Grafik zeigt den Ertrag europäischer Aktien. Jedoch ist der Index Eurostoxx50 nicht ohne Kosten investierbar. Kauft ein Anleger ein Indexzertifikat oder einen passiven Fonds (ETFs), entstehen Kosten von rund 0,65 Prozent pro Jahr. Sind aktive Fonds das Produkt der Wahl, können es auch 1,5 Prozent pro Jahr sein. Gerade bei längeren Zeithorizonten fallen diese Gebühren schwer ins Gewicht. Wer vor fünf Jahren investierte, dessen Rendite wurde durch Kosten um 6,3 Prozent geschmälert.

Der Kostenvergleich zahlt sich daher aus: Eine aktuelle Untersuchung eines Forscherteams rund um den Harvard-Professor Peter Tufano hat etwa gezeigt, dass die weltweiten Gesamtkosten von Investmentfonds stark zwischen Ländern und Anbietern variieren, von 0,8 bis 2,3 Prozent pro Jahr. Doch woraus bestehen diese "Gesamtkosten" ? Ein Blick durch das Gebührendickicht hilft:

- Ausgabeaufschläge: Beim Kauf eines Wertpapiers wird oft eine Gebühr fällig. Das kann im Falle von aktiv gemanagten Fonds eine Gebühr in Prozent der Investition sein. Beim Erwerb des Fonds werden bis zu sechs Prozent an Kosten fällig. Bei Aktien, börsengehandelten Fonds oder Derivaten sind oft indirekte Kosten zu leisten, da beim Erwerb des Wertpapiers eine Spanne zwischen Kauf- und Verkaufskurs zu leisten ist. Bei Produkten mit hohen Ausgabeaufschlägen ist es sinnvoll, einen langen Atem zu haben, um die Kosten zurückzuverdienen.

- Managementgebühren: Diese Kosten entgelten den Vermögensverwalter. Pro Jahr wird ein bestimmter Prozentsatz als Kosten abgezogen. Je nach Komplexität des Produkts liegen diese Kosten zwischen 0,3 Prozent, etwa für einfache Staatsanleihenfonds, und bis zu zwei Prozent für Aktienstrategien.

- Performancegebühren: Besonders bei Hedgefonds haben sich ertragsabhängige Gebühren eingebürgert. Dabei wird ein Prozentsatz des Ertrags von der Fondsgesellschaft einbehalten. In der Welt der hochspekulativen Hedgefonds hat sich bis vor der Krise die Formel "2 und 20" eingebürgert (zwei Prozent Managementgebühr, 20 Prozent Performancegebühr).

- Versteckte Kosten: Doch nicht alle Gebühren sind beim Blick in den Verkaufsprospekt zu finden. So verursachen Fonds ständig Kosten, die ein Anleger nicht sieht, etwa wenn ein Aktienfondsmanager Papiere schnell kauft und verkauft. Der Fonds zahlt damit Transaktionsgebühren, die am Ende wieder der Käufer des Fonds zu finanzieren hat. Produkte, die ihre Positionen nur selten umschichten, verursachen daher weniger versteckte Kosten. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.5.2010)