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Juliette Binoche in Cannes.

Foto: REUTERS/Jean-Paul Pelissier

Das Filmfestival in Cannes liefert derzeit die schönsten Beiträge für diverse Boulevard-Magazine. Red-Carpet-Schönheiten - wer hätte etwas dagegen einzuwenden?! Stars und ihre inszenierte Unnahbarkeit sind die (schon allein werbetechnisch) unverzichtbare Glanzseite des Filmbusiness. Noch bis zum Wochenende läuft das Festival an der Côte d'Azur, von dem auch der Kultursender Arte regelmäßig live berichtet.

Wer also mehr über die dort präsentierten Filme erfahren will, wechselt vertrauensvoll um 19 Uhr zur Nachrichtensendung Arte Journal. Dort sind seit Jahresbeginn Kulturthemen erfreulicherweise ganz selbstverständlich integriert. Doch mit Sachlichkeit wurde am Dienstagabend nicht gedient. Die Fragen, mit denen Annette Gerlach den iranischen Regisseur Abbas Kiarostami und die beiden Schauspieler seines Films Certified Copy konfrontierte, hätten besser ins Klatsch-Format gepasst. "Machen Sie das privat auch so?" , war die erste Frage an Juliette Binoche. "Wie war es, mit Juliette Binoche zu drehen?", über diese Frage durfte sich ihr Kollege William Shimell den Kopf zerbrechen. Und Kiarostami selbst versuchte darauf einzugehen, warum er "erst jetzt mit Juliette Binoche" gedreht habe.

Dass es auch ein selbsternannter Kultursender nicht schafft, in einem mehrminütigen (Interview-)Beitrag sachliche Inhalte anzubieten, ist enttäuschend. Für so dumm darf man keine Diva und schon gar nicht Frau Binoche halten. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD; Printausgabe, 20.5.2010)