Windige Leasing-Geschäfte, die entgegen dem Rat der Mitarbeiter getätigt wurden, heftige Kritik der Konzernrevision, fehlendes Mahnwesen und Risikopolitik: Das sind nur einige der Punkte, die PriceWaterhouseCoopers im"fraud report" zu den Geschäften der Kärntner Hypo-Leasing-Gesellschaften aufzählt.

Folgen hatten die Beanstandungen keine, die Leasing-Sparte hat die mittlerweile verstaatliche Bank tief in die Verlustzone gerissen.

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Wien - Die Vergangenheitsbewältigung der Hypo Kärnten führt immer wieder zu Einblicken in höchst originelle Geschäftsgebarung. Die (von der Aufsicht nicht kontrollierten und in einem Wertberichtungsmeer versunkenen) Leasing-Deals haben, wie berichtet, besonderes Gewicht; sie lieferten lange einen wesentlichen Ergebnisbeitrag. Laut "fraud report" (Bericht über Verdachtsfälle) von PriceWaterhouseCoopers (PwC) wurde das "schwache Abschneiden des Leasingbereichs 2007 vom Gesamtergebnis verdeckt" , 2008 wurden die "strukturellen Schwächen deutlich sichtbar" .

Diese Schwächen hatten es in sich, wie die PwC-Untersuchung der Hypo Leasing Holding (HLH) und der Töchter in Österreich, Bulgarien, Kroatien und der Ukraine ergab.

Risiko nahm man nicht so ernst, "besonders von 2004 bis Ende 2007 waren Maßnahmen zur Risikosteuerung und -begrenzung nur in sehr beschränktem Umfang erkennbar" , schreiben die Prüfer. Einen Risiko-Lenkungsausschuss in der Holding gab es zwar ab Oktober 2007, er trat aber nur einmal, im Juli 2008, in Kroatien zusammen. Ab damals gab es sogar Besprechungen, wie es in den Ländern lief, "die HLH-Vorstände nahmen (...) an den Sitzungen aber nie teil" .

Dabei wurden ab 2007 hausintern durchaus kritische Berichte erstellt, die "immer wieder ähnliche Risken" aufzeigten: Klumpenrisiko, fehlendes Rating. Allein: Steuerungsmaßnahmen wurden "nicht ergriffen" , was sich später im "erheblichen Risikovorsorgebedarf" materialisieren sollte. Denn: Leasingdeals wurden selbst dann gemacht, wenn die HypoMitarbeiter davon abgeraten hatten: "Es ist regelmäßig nicht ersichtlich, warum trotz aufgezeigter Risken, fehlender Unterlagen zu Bonitätseinschätzung, Unplausibilität usw. eine positive Entscheidung getroffen wurde."

Wobei die Sache mit der Bonität sowieso einen Haken hatte, sie wurde nämlich bei den zahlreichen "Projektentwicklung-Engagements" (im Immobilienbereich) als gegeben angenommen: "Es wurde implizit unterstellt, dass der Immobilienwert ... steigen wird und allein dadurch eine Rückführung des Engagements gesichert sei" - das Risiko trug also die Leasinggesellschaft.

In den Kreditakten hat sich das alles nicht unbedingt widergespiegelt, die wiesen nämlich "oft erhebliche Lücken auf" . Klamme Kunden kamen ganz gut weg: Ein Mahnwesen gab es im Leasingbereich laut PwC nämlich nicht und "in Einzelfällen erfolgten jahrelang keine Betreibungen, oder es wurden Zahlungen an Kunden geleistet, die bereits im Rückstand waren" , haben die Prüfer eruiert.

Die Konzernrevision (eigene Revisoren gab es im Leasingbereich nur "in geringem Umfang" ) wurde 2004 bis 2008 immer wieder fündig. Ihre Kritik: zu geringe Risikovorsorgen, keine strukturierte Risikopolitik, nicht sorgfältig überprüftes Kundenrisiko, gravierende Verstöße gegen steuerrechtliche Vorgaben, Betrugsfälle in Kroatien und Bulgarien, operative Schwächen, wesentliche Mängel im Internen Kontrollsystem, unzureichendes Mahnwesen, Mängel im Kreditprozess, unzureichendes EDV-System.

Auf Spesen nach Silverstone

Folgen: keine. "Eine Behebung der (...) Mängel ist nicht feststellbar" , heißt es im PwC-Report.

Die drei HLH-Chefs, darunter Hypo-Bank-Vorstandsmitglied Josef Kircher (gegen ihn ermittelt der Staatsanwalt, es gilt die Unschuldsvermutung) hatten aber auch viel zu tun. "Insbesondere ist für die rege Reisetätigkeit der Vorstandsmitglieder (...) in Begleitung und an Wochenenden oft nicht nachvollziehbar, ob das geschäftlich notwendig war oder ob es sich um privat veranlasste Ausflüge handelte." Bezahlt hat (über einen Berater) die Hypo Leasing - so auch den Trip der drei Chefs samt Partnerinnen zu einem Autorennen nach Silverstone. Der PwC war (im Gegensatz zu den Betroffenen) "eine geschäftliche Veranlassung (...) nicht erkennbar" .

Josef Kircher verließ die Hypo Group 2008, ließ sich seinen Vertrag von der Bank abgelten und bekam unter Tilo Berlin einen üppigen Beratervertrag. Offene Zahlungen hat er eingeklagt, insgesamt stünden ihm 5,4 Mio. Euro zu, argumentiert er. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.5.2010)