Bei den Tagesmüttern ist längst Realität, wovon Kindergartenkinder bislang nur träumen können: Kleine Gruppengrößen, ein guter Betreuungsschlüssel - sprich: viel Platz für individuelle Zuwendung und Förderung. Die Kehrseite: Bei der Qualitätskontrolle wird es schwierig. Und das hält viele Eltern davon ab, ihre Kinder zu einer Tagesmutter zu schicken. Auch bei der Ausbildung wird es problematisch. Zwar ist die regional stark differenzierte Ausbildungsdauer für die wenigsten ein Argument kontra Tageseltern - sie sollte es aber sein.

Hier wäre der Gesetzgeber gefordert. Stichwort Bildungsrahmenplan: Nach Jahren des Herumeierns liegt er jetzt endlich vor. Die bundeseinheitlichen Kindergartenstandards von Vorarlberg bis ins Burgenland lassen aber weiter auf sich warten. Und sollten diese jemals kommen, ist es mehr als fraglich, ob die Standards für Tagesmütter da mitbedacht - und nach oben angepasst - werden.

Die Politik hat anderes auf dem Plan. Der Allzeithit von den leeren Kassen kommt dieser Tage besonders glaubwürdig rüber, die Expertenempfehlungen, wonach gerade in Krisenzeiten in Bildung investiert werden sollte, werden beiseitegewischt. Stattdessen gewinnt eine Idee an Attraktivität, die einen Frontalangriff auf die Kleinsten darstellt: Der Gratiskindergarten wird infrage gestellt. Damit geht man nach ersten Fortschritten wie dem verpflichtenden letzten Kindergartenjahr genau in die falsche Richtung. (Karin Moser, DER STANDARD-Printausgabe, 20.5.2010)