Wien - Wenn Jean-Pierre zehn Bewerbungen abschickt, um in Frankreich einen Job zu finden, muss Ali 30 bis 40 Bewerbungen schreiben - oder anders gesagt: Migranten werden auf dem Arbeitsmarkt deutlich diskriminiert. Beispiele wie diese gebe es in verschiedenen internationalen Studien, sagt Thomas Liebig, Migrationsexperte der OECD. Am Mittwoch war er bei einer Konferenz des Beratungszentrums für Migranten in Wien.

Diskutiert wurde, wie Zuwanderer, vor allem aus Drittstaaten, besser in den Arbeitsmarkt integriert werden können - denn zur Aufrechterhaltung des Wohlstandes müssten die Fähigkeiten von Migranten genützt werden, betonen die Veranstalter.

Viele hoch qualifiziert

Rassismus ist auf dem Arbeitsmarkt laut Liebig nicht so sehr das Problem, sondern Diskriminierung - gegen die man freilich schwer gesetzlich vorgehen könne. So würden Migranten immer noch als minderqualifizierte Gruppe wahrgenommen, da viele aus Gastarbeiterfamilien kämen. "Dabei sind viele Kinder höher qualifiziert als ihre Eltern."

Vorgestellt wurde am Mittwoch auch das Programm "Impact" . Experten aus Österreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden und Großbritannien haben unter anderem eine Schulungsunterlage erarbeitet, die Behörden dabei helfen soll, Drittstaatenangehörige bei der Jobsuche zu unterstützen. Denn obwohl die Arbeitslosenrate von Migranten EU-weit unter der Arbeitslosigkeit der EU-Staatsbürger liegt, arbeiten viele deutlich unter ihrem Qualifikationsniveau.

138.225 Deutsche

Laut neuesten Daten der Statistik Austria waren die Deutschen 2009 mit 138.225 Personen die größte Ausländergruppe in Österreich, gefolgt von Bürgern der Nachfolgestaaten Jugoslawiens und Zuwanderern aus der Türkei. Jeder Zehnte, der derzeit in Österreich lebt, ist kein heimischer Staatsbürger. (Andrea Heigl, DER STANDARD Printausgabe, 20.5.2010)