Nicht nur wenn der Prinz mit der Prinzessin flüchtet, bleibt die Zeit kurz stehen: Jake Gyllenhaal und Gemma Arterton im Hochglanz-Fantasy-Spektakel "Prince of Persia"

Foto: Disney Enterprises

Wien - Filme wie dieser sind für US-Schauspieler wahrscheinlich die Sommerfestspiele ihres Lebens: Man dreht an exotischen Destinationen (wie Marokko oder Großbritannien), die Gage stimmt, und nach allerhand ernsten und ernsthaften Filmen mit viel Text möchte man sich einfach einmal in der Rolle des muskulösen Helden erproben. Umgekehrt tun sich mit kreativer Besetzungspolitik neue Zielgruppen auf.

So kommt es dann, dass einer wie Jake Gyllenhaal ("Donnie Darko", "Brokeback Mountain", "Zodiac") als halbnackter wilder Hund, und im Ringkampf in einen Gegner verkeilt, eine Disney-Produktion betritt: "Prince of Persia - Der Sand der Zeit" ist jüngster Beitrag zur gegenwärtigen Blockbustertendenz, mythologische und historische Vorvergangenheit auszuschlachten. Allerdings muss man nicht tief graben, um deutliche Bezugnahmen auf jüngste Gegenwart zu erkennen: Besatzer fallen wegen Informationen über Waffenproduktionsstätten in eine heilige Stadt ein - aber der Spion war gedungen, der Hintergrund dieser Mission entpuppt sich als politische Intrige.

Ein Mechanismus, mit dem sich die Zeit zurückdrehen und vieles anders tun lässt, käme in so einer Situation manchem Entscheidungsträger sehr gelegen. "Prince of Persia" ist denn auch eine Erfindung der Jetztzeit und hat seinen Ursprung im gleichnamigen US-Computerspiel aus dem Jahr 1989. Aber erst die Nullerjahre brachten dessen großflächigen Relaunch und mehrere Fortsetzungen. Der Kinofilm übernimmt davon Figuren und Handlungselemente. Darüber hinaus hat man sich vor allem formale Aspekte angeeignet:

Der Prinz geht, läuft und springt die Wände hoch. Wie ein Traceur (oder wie Daniel Craig in seinem ersten James-Bond-Abenteuer) überwindet er Häuserschluchten, Dachlandschaften, Palastmauern; die wendig umheräugende Kamera erinnert dabei immer wieder an die ruckartigen Perspektivwechsel eines Spielablaufes.

Andererseits bleibt der Look des Films - von den Landschafts- und Palastpanoramen bis hin zum hart auftrainierten Heldenkörper - arg synthetisch. Die kindliche Freude über die dynamischen Bewegungs- und Aktionsabläufe, die prinzlichen Salti und Schwertkampfvirtuositäten will nicht zwei Stunden anhalten. Langeweile stellt sich ein, daran können nicht einmal mehr die sandgeborenen Ninja-Ableger viel ändern.

Nur punktuell funktioniert der Film, den Routinier Mike Newell ("Vier Hochzeiten und ein Todesfall") inszeniert hat, doch ganz gut als gewitzte Unterhaltungsware im Geiste der "Piraten der Karibik"-Franchise. Vor allem dann, wenn zu Spezialeffekten und Körper-Action noch jener Dialogwitz kommt, für den unter anderem Alfred Molina als volksnaher Entrepreneur Sheik Amar zuständig ist. Dieser sorgt für Straußenrennen und Bonmots. Wenigstens darf man sich das Spektakel, das jetzt in Teilen Kontinentaleuropas bereits eine Woche vorm US-Start anläuft, noch ganz altmodisch in 2-D ansehen. (Isabella Reicher / DER STANDARD, Printausgabe, 20.5.2010)