Die Stadt will unter der Federführung der Wien-Holding den neuen Fachhochschullehrgang "Film-, Medien- und TV-Produktion" im Mediaquarter St. Marx schaffen, kritisierte am Mittwoch die ÖVP. Kultursprecher Franz Ferdinand Wolf sprach von einer "journalistischen SPÖ-Leibgarde" und meldete Zweifel am Know-how der beauftragten Unternehmensgruppe und an der Genehmigung durch den FH-Rat an. SPÖ und Wien-Holding wiesen die Kritik zurück.

Wolf argumentierte in einer Pressekonferenz, dass es hierzulande bereits eine Reihe an journalistischen Ausbildungsstätten gebe: "Diese leisten gute Arbeit." Es sei nicht einzusehen, warum die Stadt derart viel Steuergeld - es wurde ein Budget von 6,4 Mio. Euro kolportiert - ausgebe, um "ihre eigene FH" zu gründen. Immerhin absolvierten rund 1.350 Menschen pro Jahr eine mediale Fachausbildung, wobei jährlich nur 400 Jobs in diesem Bereich zu vergeben seien, berief sich der Kultursprecher auf Zahlen der Gewerkschaft. "Die SPÖ soll den Akt zurückziehen", appellierte Wolf an die politische Konkurrenz.

Zudem widersprächen die Pläne dem, was in einer Journalistenausbildung üblich sei. In einem - laut Wolf geplanten - eigenen TV-Format etwa Beiträge über die "Verdienste" der Stadt zu senden, sei nicht Journalismus, sondern PR. Kritik übte der VP-Mandatar auch an der "luftigen Gesamtkostendarstellung". "Gewöhnungsbedürftig" erschienen ihm vor allem jene zwei Mio. Euro, welche unter dem Schlagwort "Contentstrategie" angeführt würden. Die restlichen 4,4 Mio. Euro entfallen laut ÖVP auf die Bereiche "Aufbau und Betrieb der Trägerstruktur" (1,2 Mio.), "Anschub-Kofinanzierung Ausbildung bis 2014" (1,73 Mio.), "Begleitende Beratung" (0,67 Mio.) und "Stipendien" (0,8 Mio.). Er könne sich angesichts all dieser Punkte nicht vorstellen, dass der Fachhochschulrat - er muss jeden neuen Lehrgang bzw. jede neue FH genehmigen - hier seine Zustimmung erteile.

"Wir bilden keine Journalisten aus"

"Selbstverständlich gehen wir davon aus, dass dieser Lehrgang genehmigt wird", sah ein Wien-Holding-Sprecher keinen Grund für Zweifel - und betonte: "Wir bilden keine Journalisten aus." Es gehe lediglich darum, Voraussetzungen und Strukturen zu schaffen, wobei die Umsetzung freilich mit bereits bestehenden Institutionen erfolge, wobei man an potenzielle Trägerorganisationen erst nach Abschuss des Konzepts herantreten werde.

SPÖ: Keine neue Fachhochschule

Laut SPÖ seien weder eine neue Fachhochschule, noch eine neue Journalistenausbildung geplant. Auf Basis von Bedarfserhebungen und internationalen Vergleichen werden drei neue Qualifizierungsangebote für den Medienbereich eingerichtet, stellt SP-Gemeinderat Jürgen Wutzlhofer in einer Aussendung klar.

Ein Fachhochschul-Studiengang "Film-, TV- und Medienproduktion" soll demnach in Kooperation mit einem der bestehenden FH-Träger in Wien für die Produktion und das Management von Film- und TV-Produktionen ausbilden. Ein berufsbegleitender Masterstudiengang "International Media Innovation Management" soll in Kooperation mit internationalen Partneruniversitäten "High Potentials" aus europäischen Medienhäusern auf Managementaufgaben vorbereiten. Für eine Publizistik-Akademie wird ein Konzept zur Weiterbildung von JournalistInnen und MitarbeiterInnen von Medienunternehmen entwickelt.  (APA/red)